Medicus:Georg Friedrich Adolph Medicus (*1876)
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* Heinrich Adolf Medicus (*1918) Dr.sc.nat.Prof.d.Physik, Zürich, Troy ∞Hildegard Julie Schmelz (*1928) | * Heinrich Adolf Medicus (*1918) Dr.sc.nat.Prof.d.Physik, Zürich, Troy ∞Hildegard Julie Schmelz (*1928) | ||
* Lotte Hedwig Medicus (*1915) Dr. phil. Zürich | * Lotte Hedwig Medicus (*1915) Dr. phil. Zürich | ||
- | * Jürg Medicus (*1921) Zürich, Fernsehproduzent ∞Margot Philipp | + | * Jürg Medicus (*1921) Zürich, Fernsehproduzent ∞Margot Philipp |
- | ''' | + | '''Ergänzungen und Korrekturen''' aufgrund neuster Forschungen 2011: |
- | + | * Lebenslauf (Hs 1376:3), geschrieben 1908, Bestand in der ETH-Bibliothek Zürich, erwähnt in [http://e-collection.library.ethz.ch/eserv/eth:22003/eth-22003-01.pdf eth-22003-01.pdf] | |
- | + | * Geburtsurkunde aus dem Standesamt Stadtlauringen. Aus dieser Urkunde gehen Eltern, Wohnort und andere Details hervor. Die Vornamen (Friedrich Georg Adolph) wurden am 14.05.1876 als Randvermerk beigeschrieben – zunächst wurde bei der Beurkundung noch kein Vorname vergeben. Durch die Geburtsurkunde konnte Fritz Medicus (wie er sich selbst als Autor nannte) im Bensheimer Ast identifiziert werden. Auch wurden dadurch seine Geschwister und Kinder bekannt. | |
+ | Ebenfalls wurde klar, daß der Mädchenname seiner Mutter "Rührig" und nicht, wie bisher angenommen "Röhrig" lautet. Die Sterbedaten der Eltern sind nicht bekannt, könnten aber in den Sterbeeinträgen der Stadt Stadtlauringen/Franken abgefragt werden. Ein Familiengrab ist nicht erhalten. | ||
- | + | Anmerkung zu Fritz Medicus: 18.07.1935 Erwerb der Schweizer Staatsangehörigkeit und damit der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit. | |
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- | + | '''Zusammenfassung seiner Vita:''' | |
- | + | "Die Reifeprüfung legte Medicus 1893 am Gymnasium Georgianum in Hildburghausen ab. Er studierte Theologie und Philosophie an den Universitäten Jena, Kiel, Stassburg und Halle. 1898 promovierte er an der Universität Jena mit einer Dissertation über Kants Ästhetik und die nichteuklidische Geometrie. 1901 habilitierte er sich an der Universität Halle mit der Schrift »Kants Philosophie der Geschichte«. In den folgend Jahren beschäftigte sich Medicus mit Fichtes Schriften (»J. G. Fichte – 13 Vorlesungen) und edierte eine achtbändige Werkausgabe des Philosophen. Von 1911 bis 1946 war er Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Hier behandelte Medicus vor allem Fragen der Ästhetik und Ethik. Unter dem Eindruck der politischen Entwicklung in Deutschland wandte sich Medicus, wie das Schweizer Lexikon schreibt, »in bewusster Wahrnehmung des schweizerischen Wirkungsfeldes« staats- und sozialphilosophischen Themen zu. Er veröffentlichte 1934 die deutschlandkritische Schrift »Macht und Gerechtigkeit«, 1946 appellierte er an die soziale Verantwortung der Schweiz. Sein vor Lehrern des Bezirks Baden in Rüschlikon 1937 gehaltene Vortrag »Menschenbildung in der Not der Zeit« blieb wegen seiner politischen Brisanz ungedruckt und wurde erstmals 1996 veröffentlicht." | |
- | + | Quelle: UAH PA 11234 Medicus, Rep. 21 Nr. 144; Schweizer Lexikon, Band 4, S. 501. | |
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- | + | '''Leben''' | |
- | + | "Fritz Medicus wurde in Stadtlauringen (Bayern) als erstes von drei Kindern des dortigen Apothekers und dessen, aus wohlhabender Kaufmannsfamilie stammenden Gattin geboren. Nach Privatunterricht und Besuch des Gymnasiums studierte er ab 1895 Theologie und Philosophie an den Universitäten Jena, Kiel, Strassburg und Halle. Zurück in Jena promovierte er mit der Arbeit "Kants transzendentale Ästhetik und die nichteuklidische Geometrie". Mit der Schrift "Kants Philosophie der Geschichte" habilitierte er sich 1901 in Halle zum Privatdozenten. In den folgenden Jahren edierte er die Vorlesungen und eine massgebende achtbändige Werkausgabe von Johann Gottlieb Fichte. Später verlagerte sich sein Interesse auf Natur- und Religionsphilosophie bei Friedrich Schelling. | |
+ | 1911 bis 1946 lehrte er an der ETH Zürich Philosophie und Pädagogik. Hier las er vor allem zu Themen der Ästhetik und Ethik. Er vermittelte dabei die Überlegenheit einer "überzeitlichen Wahrheit" gegenüber blossen Verstandeswahrheiten, was auf den einen oder anderen seiner Professorenkollegen befremdlich wirkte. 1914 heiratete er und wurde im Laufe der Zeit Vater dreier Kinder. 1935 verzichtete er auf die deutsche Staatszugehörigkeit und erwarb das Schweizer Bürgerrecht. Unter dem Eindruck der politischen Entwicklung Europas verteidigte er Humanität und Demokratie in öffentlichen Vorträgen und Publikationen zu staats- und gesellschaftsphilosophischen Fragen. In der Nachkriegszeit rief er die Schweiz zu sozialer Verantwortung auf. | ||
[[Datei:FritzMedicus1876Handschrift.jpg|thumb|400px|Handschrift Stenogramm von Medicus "Menschenbildung in der Not der Zeit", Vortrag über Pestalozzi und Rechtsextremismus gehalten am 11. Mai 1937 im Hotel Nidelbad,Rüschlikon ZH vor Lehrerinnen und Lehrern des Bezirkes Baden | [[Datei:FritzMedicus1876Handschrift.jpg|thumb|400px|Handschrift Stenogramm von Medicus "Menschenbildung in der Not der Zeit", Vortrag über Pestalozzi und Rechtsextremismus gehalten am 11. Mai 1937 im Hotel Nidelbad,Rüschlikon ZH vor Lehrerinnen und Lehrern des Bezirkes Baden |