Medicus:Georg Leopold Franz Medicus (*1820)
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+ | [[Datei:GeorgLeopoldFranzMedicus1820.jpg|thumb|250px|Bürgermeister Franz Medicus (*1820) mit Amtskette]] | ||
+ | [[Datei:Amtskette.jpg|thumbright|250px|thumb|Amtskette Dessau]] | ||
+ | [[Datei:WappenDessau.png|thumb|120px|Ehemaliges Wappen von Dessau]] | ||
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- | + | == Georg Leopold Franz Medicus == | |
- | ''' | + | '''* 25.11.1820, † 27.5.1884, Jurist, Bürger- und Oberbürgermeister von Dessau, Ziegeleibesitzer''' |
- | + | weiter Namen: Franz Georg Leopold Medicus oder Franz Medicus | |
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+ | '''Vater:''' [[Medicus:Gottfried_Heinrich_Leopold_Medicus_(*1779)|Gottfried Heinrich Leopold Medicus]] (* 8.1.1779) Dessau | ||
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+ | '''Ehefrau:''' ∞ 27.12.1846 in Berlin Marie Josephine Dückers, *8.5.1824 in Ronsé bei Lüttich, †13.7.1902 in Dessau | ||
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+ | '''Kinder:''' | ||
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+ | # [[Medicus:Johann Franz Medicus (*1851)|'''Johann Franz Medicus''']] (*24.9.1851) Dessau, Notar ∞ Johanne Adline Sophie Bachmann (*1862 †1890) Dessau | ||
+ | # Antonie Medicus (*1852 †1911) ∞ Gottfried Frenzel Hoflithograf in Dessau (2 Töchter:Frenzel) | ||
+ | # Elisabeth Marie Medicus (*1856 †1881) ∞ Wilhelm Schneider (*27.6.1881) (Ein Sohn:Schneider) | ||
+ | # Eduard Anton Georg Leopold Medicus (*1847 †1909)(*1856?) Kaufmann in Dessau ∞Adolfine Jonak (*1856 †1930) | ||
+ | # Leopold Medicus (*1851 †1862 an Scharlach) ist Zwilling von Franz Medicus (*24.9.1851) | ||
+ | # Agnes Antonie Medicus (*1850 †1905) ∞ Gottfried Friedrich Ludwig Meyer (*1844 †1900) Geh. Regierungsrat in Dessau | ||
+ | # Paul Medicus (*1854 †1866 an Blinddarmentzündung) | ||
+ | # Marie Elisabeth (Lisa) Medicus (*1848 †1903) ∞Karl Friedrich Albert Nietzsche (*1840 †1903)(5 Töchter: Nietzsche) | ||
+ | # Otto Medicus (*1857 †1859) | ||
+ | # Anna Medicus (*1859 †1861) | ||
+ | # Bertha Medicus (*15.2.1862 †1.6.1943) Erzieherin ihrer verwaisten Nichten | ||
+ | # [https://familysearch.org/pal:/MM9.1.1/FZ8T-WRC Carl Friedrich Medicus] (USA:Fredrich) (*22.7.1863 Dessau †21.10.1896 Hoboken, Hudson, New Jersey ) ∞ Alwine (Balwine) Osmer (*16.4.1865 Bremen †25.2.1903 Hoboken, USA) | ||
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+ | '''Werdegang:''' | ||
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+ | Franz Medicus besuchte die Schule in Dessau und studierte Rechtswissenschaften. Nach dem Ende seiner Studien arbeitete er als Sekretär an der mecklenburgischen Gesandtschaft in Berlin. Danach kam er als Kreisgerichtssekretär an die neu eingerichtete Kreisverwaltung nach Dessau. Nach Einführung der neuen Gemeinde-, Stadt und Dorfordnung von 1852 wurde er am 16.10.1852 zum Bürgermeister der Stadt Dessau gewählt und am 25.10.1852 in sein Amt eingeführt. 1858 auf Lebenszeit wieder gewählt, wurde ihm am 3.10.1863 der Titel des Oberbürgermeisters verliehen. Er beging am 25.10.1877 sein 25jähriges Amtsjubiläum. 1863-72 für die 2. Abteilung Mitglied des Landtages und dabei bis 1870 stellvertretender Landschaftsunterdirektor und 1871/72 Erster stellvertretender Landschaftsunterdirektor, bis zu seinem Tode auch Abgeordneter des Kreistages. In seine Amtszeit fallen der erste Schub der Industrialisierung und die Gründung u. a. der Kreissparkasse. Auch kam es zum Bau der Wasserleitung, zur Einführung der Gasbeleuchtung. Eine wesentliche Rolle spielte er bei den Auseinandersetzungsverhandlungen mit dem herzoglichen Hause im Jahre 1872, als er großen Grundbesitz für die Stadt erwerben konnte. Auch die Stadterweiterungen im Westen und Nordwesten sind mit seinem Namen verbunden. 1876 kam es zur Anlegung des neuen Friedhofes (II) an der Friedhofstraße, auf dem er auch selbst beigesetzt wurde. | ||
Die Amtskette, die auch in heutiger Zeit noch Verwendung findet, wurde mittels Spangen an der Schulter befestigt. Der Orden Albrechts des Bären gehörte ursprünglich nicht dazu. An der Kette ist zudem ein Medaillon befestigt. Es zeigt ein Bildnis (Brustbild) des Fürsten Joachim Ernst, der von 1570 bis zu seinem Tod 1586 die anhaltischen Lande allein regierte. Im Verschluss der Kette sind die Initialen "LF" (Leopold Friedrich) und das Datum | Die Amtskette, die auch in heutiger Zeit noch Verwendung findet, wurde mittels Spangen an der Schulter befestigt. Der Orden Albrechts des Bären gehörte ursprünglich nicht dazu. An der Kette ist zudem ein Medaillon befestigt. Es zeigt ein Bildnis (Brustbild) des Fürsten Joachim Ernst, der von 1570 bis zu seinem Tod 1586 die anhaltischen Lande allein regierte. Im Verschluss der Kette sind die Initialen "LF" (Leopold Friedrich) und das Datum | ||
"24. April 1854" eingraviert. An jenem Tag zog Erbprinz Friedrich mit seiner ihm frisch angetrauten Gemahlin Antoinette von Sachsen-Altenburg festlich in die Stadt Dessau ein. Zusammen mit der Amtskette ist auch der Siegelring des Oberbürgermeisters überliefert, in den das Dessauer Stadtwappen in seiner Form von 1848/49 eingraviert ist. | "24. April 1854" eingraviert. An jenem Tag zog Erbprinz Friedrich mit seiner ihm frisch angetrauten Gemahlin Antoinette von Sachsen-Altenburg festlich in die Stadt Dessau ein. Zusammen mit der Amtskette ist auch der Siegelring des Oberbürgermeisters überliefert, in den das Dessauer Stadtwappen in seiner Form von 1848/49 eingraviert ist. | ||
- | + | Der erste Träger der damaligen "Ehrenkette für pflichtgetreue Bürgermeister", Bürgermeister Franz Medicus, war aus heutiger Sicht auf allerdings fragwürdige Weise in sein Amt bestellt worden. | |
Er wurde am 16. Oktober 1852 in einem zweifelhaften Wahlverfahren zum Dessauer Bürgermeister ernannt und löste den in der Revolutionszeit 1848 gewählten Bürgermeister K. W. Fritsche ab. Fritsche sollte durch einen herzogstreuen Beamten ersetzt werden. Favorit des Herzogs und dessen Regierung war der damalige Kreisgerichtssekretär Medicus. | Er wurde am 16. Oktober 1852 in einem zweifelhaften Wahlverfahren zum Dessauer Bürgermeister ernannt und löste den in der Revolutionszeit 1848 gewählten Bürgermeister K. W. Fritsche ab. Fritsche sollte durch einen herzogstreuen Beamten ersetzt werden. Favorit des Herzogs und dessen Regierung war der damalige Kreisgerichtssekretär Medicus. | ||
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- | '''Quellen:''' | + | '''Quellen:''' |
- | + | * [http://www.dessau.de/Deutsch/Stadtportraet/Geheimnisvolles-Rathaus/Die-Amtskette-des-Ob-01084/ Stadtarchiv Dessau] | |
+ | * [http://www.gedenkkultur-dessau-rosslau.de/biographien/medicus-franz-georg-leopold Gedenkkultur] | ||
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Franz Georg Leopold Medicus (*1820) besuchte das Friedrichsgymnasium in Dessau, nach Abschluß studierte er Jura in Berlin. | Franz Georg Leopold Medicus (*1820) besuchte das Friedrichsgymnasium in Dessau, nach Abschluß studierte er Jura in Berlin. | ||
Eine Zeit arbeitete er als Sekretär bei der Mecklenburgischen Gesandtschaft in Berlin. Der Beruf des Sekretärs, entsprach dem Beamtenstand und erforderte ein Jurastudium. In Berlin hat er wahrscheinlich seine Frau kennengelernt, sie war katholischen Glaubens. Das Aufgebot wurde in der kath. Hedwigskirche bestellt, jedoch zur Trauung kam es dort nicht. Es ist zu vermuten, daß das junge Paar in einer evangelischen Kirche getraut wurde, denn Franz Medicus war evangelisch und alle seine späteren Kinder wurden evangelisch getauft und erzogen. | Eine Zeit arbeitete er als Sekretär bei der Mecklenburgischen Gesandtschaft in Berlin. Der Beruf des Sekretärs, entsprach dem Beamtenstand und erforderte ein Jurastudium. In Berlin hat er wahrscheinlich seine Frau kennengelernt, sie war katholischen Glaubens. Das Aufgebot wurde in der kath. Hedwigskirche bestellt, jedoch zur Trauung kam es dort nicht. Es ist zu vermuten, daß das junge Paar in einer evangelischen Kirche getraut wurde, denn Franz Medicus war evangelisch und alle seine späteren Kinder wurden evangelisch getauft und erzogen. | ||
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Aus einer im Jahr 1882 erfolgten Erbauseinandersetzung geht hervor, daß Marie Dückers 5 Geschwister hatte, die Brüder Jean und Pierre waren Kaufleute in Cavaillon bei Avignon, die Schwestern Titine und Agnes waren mit Kaufherren in Köln verheiratet, eine Schwester, verehelichte Delchambre, war verstorben. Bei der Verteilung der Erbmasse von Peter Egidius Dückers erhielten die Erben einen erheblichen Betrag. | Aus einer im Jahr 1882 erfolgten Erbauseinandersetzung geht hervor, daß Marie Dückers 5 Geschwister hatte, die Brüder Jean und Pierre waren Kaufleute in Cavaillon bei Avignon, die Schwestern Titine und Agnes waren mit Kaufherren in Köln verheiratet, eine Schwester, verehelichte Delchambre, war verstorben. Bei der Verteilung der Erbmasse von Peter Egidius Dückers erhielten die Erben einen erheblichen Betrag. | ||
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'''Zur Familie von Franz Medicus:''' | '''Zur Familie von Franz Medicus:''' | ||
- | Aus der Ehe entstammen 12 Kinder, davon 5 Söhne. Mehrere Kinder verstarben schon im Kindesalter, der 1851 als Zwilling mit Franz geborene '''Leopold''' starb mit 11 Jahren an Scharlach. '''Sohn Paul''' verstarb im 12. Lebensjahr an Blinddarm und -Darmverschlingung. Die kleine '''Anna''' überstand in ihrem 2.Lebensjahr den Brechdurchfall nicht. Sohn '''Otto''', das neunte Kind, wurde Abenteurer in China, von ihm wurde nie wieder etwas gehört. Der jüngste Sohn '''Carl Friedrich''' wanderte nach Amerika aus, heiratete dort [https:// | + | Aus der Ehe entstammen 12 Kinder, davon 5 Söhne. Mehrere Kinder verstarben schon im Kindesalter, der 1851 als Zwilling mit Franz geborene '''Leopold''' starb mit 11 Jahren an Scharlach. '''Sohn Paul''' verstarb im 12. Lebensjahr an Blinddarm und -Darmverschlingung. Die kleine '''Anna''' überstand in ihrem 2.Lebensjahr den Brechdurchfall nicht. Sohn '''Otto''', das neunte Kind, wurde Abenteurer in China, von ihm wurde nie wieder etwas gehört. Der jüngste Sohn '''Carl Friedrich''' wanderte nach Amerika aus, heiratete dort [https://familysearch.org/pal:/MM9.1.1/FCRQ-SX9 Alwine Osmer]. |
- | Doch schon 1896 starb der erst Dreißigjährige und hinterließ Frau und zwei kleine Töchter, '''Alwine''' 3 Jahre und ''' | + | Doch schon 1896 starb der erst Dreißigjährige und hinterließ Frau und zwei kleine Töchter, '''Alwine''' 3 Jahre und '''Else''' 2 Jahre alt. Der folgende [https://familysearch.org/pal:/MM9.1.1/FCTR-Q9C Eintrag] scheint sich auf Alwine zu beziehen, da hier das Geburtsdatum 15.12.1892 übereinstimmt. |
- | '' | + | ''(Anmerkung des Autors:'' ''Wenn der Eintrag "New Jersey Births and Christenings, 1660-1980 for Friedrich Medicus" stimmt, hatte Carl Friedrich auch einen Sohn [https://familysearch.org/pal:/MM9.1.1/FZ62-NJV Franz * 9.1.1888 † 1990]. der schon als Kind verstarb. Ausserdem gab es zwei weitere Kinder, die in frühem Alter in Hoboken,New Joursey, starben und Medicus hiessen: [https://familysearch.org/search/records/index#count=20&query=%2Bsurname%3AMedicus~&collection_id=1675445 Quelle Familysearch.org]. Da es unwahrscheinlich und dem Autor auch unbekannt ist, dass im betrachteten Zeitraum mehrere Medicus nach Hoboken ausgewandert waren, kann man annehmen, dass diesem Carl Friedrich Medicus drei Kinder gestorben waren. Lediglich die Kinder Alwine und Else überlebten und kehrten 1903 nach Deutschland, Dessau, zurück. Das ist aber, wie so oft, Spekulation.)'' |
- | Als 1903 auch die Mutter der Kinder starb, holte die jüngste '''Schwester Bertha''' die Kinder von Carl Friedrich nach Deutschland zurück und betreute sie vorbildlich. Sie hatte vorher | + | Als 1903 auch die Mutter der Kinder starb, holte die jüngste '''Schwester Bertha''' die zwei Kinder von Carl Friedrich, Alwine und Else, nach Deutschland zurück und betreute sie vorbildlich. Sie hatte vorher |
mit ihrer Mutter bis zu deren Tod im elterlichen Haushalt gelebt, sie blieb dort mit ihren Nichten wohnen, auch als das Haus 1923 an die Theaterstiftung verkauft wurde. | mit ihrer Mutter bis zu deren Tod im elterlichen Haushalt gelebt, sie blieb dort mit ihren Nichten wohnen, auch als das Haus 1923 an die Theaterstiftung verkauft wurde. | ||
Nach ihrem Tod 1943 blieb '''Nichte Else''' unverheiratet in der Wohnung, bis das Haus im März 1945 dem Bombenterror zum Opfer fiel. | Nach ihrem Tod 1943 blieb '''Nichte Else''' unverheiratet in der Wohnung, bis das Haus im März 1945 dem Bombenterror zum Opfer fiel. | ||
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+ | * Else und Günther Medicus, Trebitz 1995, Torgau 2004, Originaldokumentation im Besitz des Autors, zur Verfügung gestellt von Günther Medicus 2011 | ||
+ | * [http://barrynoa.blogspot.de/2012/03/desauer-familiengeschichten-ein.html Familiengeschichte der Familie Medicus im Blog von Bernd Nowak, Dessau, Donnerstag, 15. März 2012] |