Medicus:Georg Leopold Franz Medicus (*1820)
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1858 wurde Medicus auf Lebenszeit zum Bürgermeister bestellt, 1864 ernannte ihn der Herzog zum Oberbürgermeister. | 1858 wurde Medicus auf Lebenszeit zum Bürgermeister bestellt, 1864 ernannte ihn der Herzog zum Oberbürgermeister. | ||
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+ | M e d i c u s, Franz Georg Leopold, x 25.11.1820 Dessau, + 27.5.1884 Dessau, besuchte | ||
+ | das Friedrichsgymnasium in Dessau, nach Abschluß studierte er Jura in Berlin. | ||
+ | Eine Zeit arbeitete er als Sekretär bei der Mecklenburgischen Gesandtschaft in Berlin. | ||
+ | Der Beruf des Sekretärs, entsprach dem Beamtenstand und erforderte ein Jurastudium. | ||
+ | In Berlin hat er wahrscheinlich seine Frau kennengelernt, sie war katholischen Glaubens. | ||
+ | Das Aufgebot wurde in der kath. Hedwigskirche bestellt, jedoch zur Trauung kam es dort | ||
+ | nicht. Es ist zu vermuten, daß das junge Paar in einer evangelischen Kirche getraut | ||
+ | wurde, denn Franz Medicus war evangelisch und alle seine späteren Kinder wurden | ||
+ | evangelisch getauft und erzogen. | ||
+ | 00 27.12.1846 in Berlin Marie Josephine D ü c k e r s, | ||
+ | x 8.5.1824 in Romsee, bei Lüttich, + 13.7.1902 in Dessau | ||
+ | Aus einer im Jahr 1882 erfolgten Erbauseinandersetzung geht hervor, daß Marie Dückers | ||
+ | 5 Geschwister hatte, die Brüder Jean und Pierre waren Kaufleute in Cavaillon bei | ||
+ | Avignon, die Schwestern Titine und Agnes waren mit Kaufherren in Köln verheiratet, eine | ||
+ | Schwester, verehelichte Delchambre, war verstorben. Bei der Verteilung der Erbmasse | ||
+ | von Peter Egidius Dückers erhielten die Erben einen erheblichen Betrag. | ||
+ | Als Anfang 1846 Marie Medicus, geb. Schaller verstorben war, wurde es Zeit, daß der | ||
+ | Sohn Franz das Haus übernahm. Er wurde Kreisgerichtssekretär in Dessau und das | ||
+ | junge Paar zog ins elterliche Haus. | ||
+ | Im Zuge der Neuordnung der Stadtverwaltungen wurde am 25.10.1852 von den vorher | ||
+ | gewählten 24 Stadtverordneten unter wohlwollendem Druck der herzoglichen Regierung | ||
+ | der Kreisgerichtssekretär Franz Medicus zum Bürgermeister gewählt. Die neue | ||
+ | Gemeindeordnung bestimmte, daß die Bürgerschaft aus Gemeindeangehörigen , die das | ||
+ | Bürgerrecht erworben hatten, gebildet wird. Nur Männer konnten Bürger werden. | ||
+ | Voraussetzung war, daß sie ein "reines Einkommen" von mindestens 200 Thalern im Jahr | ||
+ | hatten. | ||
+ | 1854 wurde dem Bürgermeister Franz Medicus als Erstem vom | ||
+ | Herzog Leopold Friedrich von Anhalt Dessau-Köthen die "Goldene Ehrenkette für | ||
+ | pflichtgetreue Bürgermeister des Landes Anhalt" verliehen. Die Kette war vom Fürsten | ||
+ | gestiftet und die Verleihung eigentlich an den Titel "Oberbürgermeister" durch den jeweils | ||
+ | regierenden Herzog gebunden worden. 1858 wurde Franz Medicus auf Lebzeiten im | ||
+ | Bürgermeisteramt bestätigt und 1863 zum Oberbürgermeister ernannt. Bis zu seinem | ||
+ | Tode am 27.5.1884 blieb er im Amt. | ||
+ | Da das Wohnhaus in der Schloßstraße schon 1547/49 erbaut war, wollte Franz Medicus | ||
+ | 1852 an die Stelle des alten Hauses einen Neubau setzen. Er bekam die Erlaubnis zur | ||
+ | Anlegung einer Ziegelei in den Kreuzbergen zur Beschaffung der notwendigen | ||
+ | Mauersteine. Im folgenden Jahr verkaufte er das Haus auf Abbruch. | ||
+ | Schon 1852 hatte sich Franz Medicus um einen Baukostenzuschuß von 1000 Talern an | ||
+ | die Regierung gewandt, weil er das Haus nicht in der alten bescheidenen Form aufbauen, | ||
+ | sondern den Neubau mit einer zierlichen, der sogenannten "Berliner Fassade" | ||
+ | nachgebildeten Form ausführen wolle. Das Haus ohne diese Fassade verursache ihm | ||
+ | gerade noch tragbare Kosten von 8400 Talern. Da durch den Neubau eine weitere | ||
+ | Verschönerung der Schloßstraße zu erwarten war, wurden ihm 1500 Taler bewilligt | ||
+ | Im Zuge des Neubaus hatte sich Medicus verpflichtet, in der Mitteletage einen Saal | ||
+ | einzurichten, den er an den Anhaltischen Landtag für die Dauer von 30 Jahren für jährlich | ||
+ | 160 Taler vermietete. Bis April 1875 tagte der Landtag dort, danach konnte der neue | ||
+ | Sitzungssaal im Behördenhaus genutzt werden. | ||
+ | 1870 erwarb Franz Medicus die sogenannte "Neue herzogliche Amtsziegelei" im | ||
+ | Nordosten der Stadt zum Preis von 18500 Talern von der Regierung. Sie wurde | ||
+ | verpachtet und blieb bis 1903 im Besitz der Familie. Dann mußte sie wegen zunehmender | ||
+ | Bebauung im Norden der Stadt stillgelegt werden. Mit einem Erlös von 40000 Mark wurde | ||
+ | sie an die Stadt verkauft. | ||
+ | Während der Amtszeit des Oberbürgermeisters wurden wichtige Neuerungen in Dessau | ||
+ | eingeführt: | ||
+ | • ein Leihamt wurde eingerichtet . | ||
+ | • 1865 wurde die städtische Kreissparkasse in Dessau mit Sitz im Stadthaus als | ||
+ | Nachfolgerin der Landessparkasse von 1833-1865, die der Herzog Leopold | ||
+ | Friedrich gegründet hatte. Damals wurde noch mit Talern und Groschen | ||
+ | gerechnet. Erst 1873 wurde die „Markwährung" im Reich eingeführt. Auch | ||
+ | während der Kriegsjahre 1866 und 1870 gedieh die Sparkasse unter der | ||
+ | Oberleitung des Oberbürgermeisters stetig. Manch gemeinnütziger städtischer | ||
+ | Zweck konnte aus den Hilfsmitteln, die aus der Sparkasse flossen, erreicht | ||
+ | werden.1872 konnte der Vertrag der Auseinandersetzung der Stadt mit dem Staat | ||
+ | als wichtiger Punkt erreicht werden, nachdem 1865 bereits der sog. "Rezeß" | ||
+ | stattgefunden hatte, in dem eindeutige Berichtigungen der Ländereien des | ||
+ | Herzogs mit denen des Staates und Abgrenzungen vorgenommen waren. | ||
+ | • Nach Gründung der Deutschen Continental-Gas-Gesellschaft 1855 in Dessau | ||
+ | wurde die mit Gas betriebene Straßenbeleuchtung eingeführt. | ||
+ | • 1873/74 wurde das erste Wasserwerk in Dessau errichtet. Allerdings wurde die | ||
+ | Technik den Anforderungen nicht gerecht, das Wasser war so eisenhaltig und | ||
+ | stank, daß es nur zur Spülung der Gossen genutzt werden konnte. Die | ||
+ | Kanalisation wurde erst später eingeführt. | ||
+ | • 1882/83 wurde das Rathaus aufgestockt | ||
+ | Während der Amtszeit von Franz Medicus fand 1866 der Krieg gegen Österreich statt, an | ||
+ | dem die Anhaltiner auch teilnahmen, jedoch nicht an Gefechtshandlungen. Im | ||
+ | Frankreichkrieg, der am 16.7.1870 ausbrach, zog auch die Dessauer Garnison aus. Es | ||
+ | wurden 4 Lazarette eingerichtet, wo die deutschen und französischen Verwundeten | ||
+ | gepflegt wurden. Nach dem Sieg bei Sedan am 3 .9.1870 fand ein Fackelumzug statt. | ||
+ | Nach 11 Monaten kehrten die Truppen nach Dessau zurück und wurden feierlich vom | ||
+ | Oberbürgermeister begrüßt. | ||
+ | Ein besonderer Tag ist noch zu erwähnen. Anläßlich einer Hofjagd in Biendorf traf am | ||
+ | 12.12.1871 Kaiser Wilhelm I. mit dem Kronprinzen und anderen Prinzen und Gefolge mit | ||
+ | einem Sonderzug auf dem Dessauer Bahnhof ein. 1841 war die Berliner-Anhaltische | ||
+ | Eisenbahn eröffnet worden. Nach beendeter Jagd fand im Schloß Dessau ein großes | ||
+ | Mahl mit großem Empfang in der Stadt mit Illumination und Fackelträgern statt. Der | ||
+ | Kaiser beauftragte Oberbürgermeister Medicus, der Stadt seinen Dank abzustatten. | ||
+ | Am 25.10.1877 feierte Franz Medicus sein 25-jähriges Amtsjubiläum. Am Abend vorher | ||
+ | brachte die Feuerwehr einen Fackelumzug, der Tag selbst wurde mit einem Festessen im | ||
+ | Eisenbahnhotel gefeiert. | ||
+ | Am 27. Mai 1884 starb Franz Medicus, erst 63 Jahre alt. Aus dem Nachruf im | ||
+ | Staatsanzeiger: | ||
+ | „Er besaß einen seltenen Scharfblick in der Beurteilung herantretender Bedürfnisse und | ||
+ | wies manches zurück, wenn er es nicht für dringend. erkannte. Ein Verwaltungsbeamter | ||
+ | von Umsicht und Rücksicht auf die Steuerkraft der Bürger. Ein edler Mann, ein | ||
+ | hilfsbereiter Freund der Armen und ein mild und freundlich denkender Mensch. Er | ||
+ | verband "Bonhomie" und gerade Offenherzigkeit, ein überall geehrter Mann." | ||
+ | Zur Familie von Franz Medicus: | ||
+ | Aus der Ehe entstammen 12 Kinder, davon 5 Söhne. Mehrere Kinder verstarben schon im | ||
+ | Kindesalter, der 1851 als Zwilling mit Franz geborene Leopold starb mit 11 Jahren an | ||
+ | Scharlach. Sohn Paul verstarb im 12. Lebensjahr an Blinddarm und -Darmverschlingung. | ||
+ | Die kleine Anna überstand in ihrem 2.Lebensjahr den Brechdurchfall nicht. Sohn Otto, das | ||
+ | neunte Kind, wurde Abenteurer in China, von ihm wurde nie wieder etwas gehört. Der | ||
+ | jüngste Sohn Carl Friedrich wanderte nach Amerika aus, heiratete dort Balwine Osmer. | ||
+ | Doch schon 1896 starb der erst Dreißigjährige und hinterließ Frau und zwei kleine | ||
+ | Töchter, Alwine 3 Jahre und Elisabeth, 2 Jahre alt. | ||
+ | Als 1903 auch die Mutter der Kinder starb, holte die jüngste Schwester Bertha die Kinder | ||
+ | von Carl Friedrich nach Deutschland zurück und betreute sie vorbildlich. Sie hatte vorher | ||
+ | mit ihrer Mutter bis zu deren Tod im elterlichen Haushalt gelebt, sie blieb dort mit ihren | ||
+ | Nichten wohnen, auch als das Haus 1923 an die Theaterstiftung verkauft wurde. Nach | ||
+ | ihrem Tod 1943 blieb Nichte Else unverheiratet in der Wohnung, bis das Haus im März | ||
+ | 1945 dem Bombenterror zum Opfer fiel. | ||
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Quellen: 1. [http://www.dessau.de/Deutsch/Stadtportraet/Geheimnisvolles-Rathaus/Die-Amtskette-des-Ob-01084/ Stadtarchiv Dessau] 2. [http://www.gedenkkultur-dessau-rosslau.de/biographien/medicus-franz-georg-leopold Gedenkkultur] | Quellen: 1. [http://www.dessau.de/Deutsch/Stadtportraet/Geheimnisvolles-Rathaus/Die-Amtskette-des-Ob-01084/ Stadtarchiv Dessau] 2. [http://www.gedenkkultur-dessau-rosslau.de/biographien/medicus-franz-georg-leopold Gedenkkultur] |