Medicus:Heinrich Medicus (*1743)
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'''Bericht des Biographen Adolf Hirth von 1980:''' | '''Bericht des Biographen Adolf Hirth von 1980:''' | ||
- | Vor 152 Jahren, am 2. September 1828 morgens um 9 Uhr, starb die seinerzeit größte Persönlichkeit von Lichtenau, der oberste Staatsdiener des Städtchens, der auch gesellschaftlich den ersten Platz einnahm und in der Kirche den ersten Sitz am Altar innehatte: Heinrich Medicus, Großherzoglich Badischer Husarenoberst. Und als er am 4. September zu Grabe getragen wurde, da umfaßte die Trauergemeinde weiteste Bevölkerungsschichten, angefangen vom einfachen Volk bis hinauf zu herrschenden Regierungskreisen. Wer aber war dieser Mann, der insbesondere in den letzten Jahren so zurückgezogen gelebt hatte, daß selbst die Familie des Großherzogs von Baden an seinem Hinscheiden so sehr Anteil nahm? | + | "Vor 152 Jahren, am 2. September 1828 morgens um 9 Uhr, starb die seinerzeit größte Persönlichkeit von Lichtenau, der oberste Staatsdiener des Städtchens, der auch gesellschaftlich den ersten Platz einnahm und in der Kirche den ersten Sitz am Altar innehatte: Heinrich Medicus, Großherzoglich Badischer Husarenoberst. Und als er am 4. September zu Grabe getragen wurde, da umfaßte die Trauergemeinde weiteste Bevölkerungsschichten, angefangen vom einfachen Volk bis hinauf zu herrschenden Regierungskreisen. Wer aber war dieser Mann, der insbesondere in den letzten Jahren so zurückgezogen gelebt hatte, daß selbst die Familie des Großherzogs von Baden an seinem Hinscheiden so sehr Anteil nahm? |
Heinrich Medicus wurde am 13. August 1743 zu Atzbach im Herzogtum Nassau geboren, wo sein Vater fürstlicher Regierungsrat und Amtmann war. Heinrich Medicus schlug die Soldatenlaufbahn ein und wurde bereits mit 17 Jahren Leutnant im Dienst des Landgrafen von Hessen-Kassel. Im Jahre 1764 trat er in die Dienste Friedrichs des Großen und wurde dem bekannten Regiment der Tettritz-Dragoner zugeteilt. Nach einigen anderen Diensten, wobei wir ihn „im Reich" als zweiten Werbeoffizier finden, kam er 1780 zum LeibInfanterie-Regiment des Markgrafen Karl Friedrich von Baden. Sein Ansehen war bereits so groß, daß Heinrich Medicus am 5. Januar 1791 als Rittmeister dem Husarenkorps zugeteilt wurde, der einzigen nur etwa 60 Mann zählenden Kavallerietruppe des Markgrafen von Baden. So erhielt er im Januar und Februar 1792 den recht schwierigen und verantwortungsvollen Posten des Kommandanten der Festung Kehl. Ein Jahr später begleitete er als Adjutant den zweiten Sohn des Markgrafen, Prinz Friedrich, auf dem Feldzug in Holland gegen Frankreich. Aus jener Zeit stammt die erste größere Schrift von Medicus, als er im Auftrag des Fürsten Tagebuch führte. Darin weist er sich als exakter Beobachter und verläßlicher Augenzeuge aus, der nicht nur ein anschauliches Bild des damaligen Feld- und Lagerlebens verfaßte, sondern auch sonst über allerlei militärische Begebenheiten und Eigentümlichkeiten zu berichten wußte. | Heinrich Medicus wurde am 13. August 1743 zu Atzbach im Herzogtum Nassau geboren, wo sein Vater fürstlicher Regierungsrat und Amtmann war. Heinrich Medicus schlug die Soldatenlaufbahn ein und wurde bereits mit 17 Jahren Leutnant im Dienst des Landgrafen von Hessen-Kassel. Im Jahre 1764 trat er in die Dienste Friedrichs des Großen und wurde dem bekannten Regiment der Tettritz-Dragoner zugeteilt. Nach einigen anderen Diensten, wobei wir ihn „im Reich" als zweiten Werbeoffizier finden, kam er 1780 zum LeibInfanterie-Regiment des Markgrafen Karl Friedrich von Baden. Sein Ansehen war bereits so groß, daß Heinrich Medicus am 5. Januar 1791 als Rittmeister dem Husarenkorps zugeteilt wurde, der einzigen nur etwa 60 Mann zählenden Kavallerietruppe des Markgrafen von Baden. So erhielt er im Januar und Februar 1792 den recht schwierigen und verantwortungsvollen Posten des Kommandanten der Festung Kehl. Ein Jahr später begleitete er als Adjutant den zweiten Sohn des Markgrafen, Prinz Friedrich, auf dem Feldzug in Holland gegen Frankreich. Aus jener Zeit stammt die erste größere Schrift von Medicus, als er im Auftrag des Fürsten Tagebuch führte. Darin weist er sich als exakter Beobachter und verläßlicher Augenzeuge aus, der nicht nur ein anschauliches Bild des damaligen Feld- und Lagerlebens verfaßte, sondern auch sonst über allerlei militärische Begebenheiten und Eigentümlichkeiten zu berichten wußte. | ||
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Es ist bedauerlich, daß nicht alle Schriften aus dem reichen Schatz alter Volkssagen und -märchen aus der Feder von Heinrich Medicus uns erhalten blieben. Er hat sich aber mit diesen Sagensammlungen ein Denkmal geschaffen, durch das er unsterblich geworden ist. Dies ist um so höher zu werten, als er schon Jahre vor den berühmten Gebrüdern Grimm Sagengut sammelte und der Nachwelt überlieferte. Es ist eigentlich schade, daß diese Sagensammlungen nie im Druck erschienen wie etwa jene der Gebrüder Grimm. | Es ist bedauerlich, daß nicht alle Schriften aus dem reichen Schatz alter Volkssagen und -märchen aus der Feder von Heinrich Medicus uns erhalten blieben. Er hat sich aber mit diesen Sagensammlungen ein Denkmal geschaffen, durch das er unsterblich geworden ist. Dies ist um so höher zu werten, als er schon Jahre vor den berühmten Gebrüdern Grimm Sagengut sammelte und der Nachwelt überlieferte. Es ist eigentlich schade, daß diese Sagensammlungen nie im Druck erschienen wie etwa jene der Gebrüder Grimm. | ||
- | In Lichtenau ehrte man den berühmten Einwohner, der seine Grabstätte gleich hinter dem Eingangstor des Friedhofs hat, durch eine Medicus-Stube sowie die Benennung einer Straße nach ihm. | + | In Lichtenau ehrte man den berühmten Einwohner, der seine Grabstätte gleich hinter dem Eingangstor des Friedhofs hat, durch eine Medicus-Stube sowie die Benennung einer Straße nach ihm." |
von Adolf Hirth, Kappelrodeck, Heimatgruß aus Lichtenau, Heft 1980, S.56 ff. | von Adolf Hirth, Kappelrodeck, Heimatgruß aus Lichtenau, Heft 1980, S.56 ff. |