vonSchwerin:Otto Freiherr von Schwerin (* 1616)
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Gleich nach dieser Ernennung begleitete der Oberpräsident den Kurfürsten auf den Kriegsschauplatz nach Schleswig-Holstein und Jütland, schloss am 31. Januar 1659 zu Riepen den Allianz-Vertrag mit Dänemark und betrieb eifrig die Unterbandlungen, welche am 23. April/3. Mai 1660 durch den Frieden zu Oliva nicht nur dem Kriege mit Schweden ein Ende machten, sondern auch ''dem Norden Europas eine vertragsmässige | Gleich nach dieser Ernennung begleitete der Oberpräsident den Kurfürsten auf den Kriegsschauplatz nach Schleswig-Holstein und Jütland, schloss am 31. Januar 1659 zu Riepen den Allianz-Vertrag mit Dänemark und betrieb eifrig die Unterbandlungen, welche am 23. April/3. Mai 1660 durch den Frieden zu Oliva nicht nur dem Kriege mit Schweden ein Ende machten, sondern auch ''dem Norden Europas eine vertragsmässige | ||
Gestaltung, die Basis zu einem positiven Völkerrecht'' gaben. | Gestaltung, die Basis zu einem positiven Völkerrecht'' gaben. | ||
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+ | Die Souveränetät Preussens ward in demselben allseitig und unbedingt bestätigt und anerkannt. Ein hervorragender Geschichtsschreiber<ref>Droysen a. a. O. III. 2. S. 362 ff.</ref> bezeichnet den Frieden von Oliva als ''die erste Staffel der Erhebung Deutschlands, den Grundstein unseres heutigen nationalen Deutschlans''; und ohne Zweifel hat ein besonderes Verdienst um das Gelingen dieses bedeutsamen Werkes der Freiherr Otto von Schwerin, welcher vorzüglich es war, der die überall sich dagegen aufthürmenden Hindernisse zu überwinden verstand.<ref>Vgl. R. v. Holly a. a. O. S. 24. - Auch die bei Orlich I. S. 562 und 563 abgedruckten Stellen aus dem handschriftlichen Tagebuch Otto's bezeugen seine Theilnahmc an diesem Werk, obgleich das Olivaer Friedens-Instrument nicht Seine Unterschrift trägt.</ref> | ||
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+ | Wir müssen uns versagen, auf die vielumfassende weitere Thätigkeit des Oberpräsidenten in Ausübung seines hohen Amtes näher einzugehen. Er war vermöge seiner Stellung, sowie seines nahen persönlichen Verhältnisses zum Kurfürsten bei allen Angelegenheiten des Staates ausnahmslos betheiligt und seine Mitwirkung meist von hervorragender und eingreifender Bedeutung. Wesentlichen Antheil hatte er insbesondere an allen den Reformen, mit welchen der grosse Kurfürst während der längeren Friedensperiode den neugeschaffenen Staat auch im Innern ausbaute; an der Förderung von Gewerbe und Handel, an der Hebung des Ackerbaues, namentlich der Erhöhung des Ertrages der Domänen durch verbesserte Wirthschaft, der Herbeiziehung von Colonisten in das durch die jahrelangen Kriege verwüstete Land,<ref>Stenzel, Preuss. Geschichte, Bd. 2 S. 428: ''Bereits 1666 veranlasste der Oberpäsident mehrere evangelische Franzosen in das Brandenburgische zu kommen, wo er sie auf seinem Gute Alt-Landsberg ansiedelte.''</ref> an der Ordnung des Finanz- und Steuerwesens durch die an Stelle der bisherigen Contribution 1667 eingeführte Accise, und endlich an der Regelung der kirchlichen Verhältnisse,<ref>Vgl. Orlich a. a. O. II. S. 468 ff. 1662 und 1664 wurden auf Kurfürstl. Befehl unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten Religionsgespräche (Colloquien) zu Berlin abgehalten.</ref> bei welchen ihm, wie seinem Kurfürstlichen Herrn, als Grundsatz nicht nur Toleranz, sondern die Gleichberechtigung des Bekenntnisses galt. Auch die Verhandlungen | ||
+ | auf dem Landtage zu Königsberg 1661, wo die Souveränetät sich im Kampfe gegen die ständische | ||
+ | Libertät behauptete,<ref>Vgl. Orlich a. a. O. II. S. 468 ff. 1662 und 1664 wurden auf Kurfürstl. Befehl unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten Religionsgespräche (Colloquien) zu Berlin abgehalten. 5) Droysen und Orlich a. a. O.</ref> leitete er, und führte auch die Cleveschen Angelegenheiten bis zu deren endgültiger | ||
+ | Regelung durch den 1666 mit Neuburg geschlossenen Vergleich.<ref>Vgl. u. a. auch Pauli VI. 604.</ref> Vornehmlich aber nahm die auswärtige Politik seine volle Kraft in Anspruch<ref>Droysen III. 3. Th. S. 213. Von der Correspondenz des Kurfürsten mit dem Oberpräsidenten während der Jahre 1672 - 74 finden sich moderne aber beglaubigte Abschriften im Geh. Staata-Archiv zu Berlin.</ref> und nach vielen geschickt geführten Verhandlungen schloss er am 1. Juni 1672 den Allianz-Vertrag mit Holland, als dieses von Ludwig XIV angegriffen wurde, und erneute 1674 dieses Bündniss gegen Frankreich, dem auch der Kaiser und Spanien beitraten. | ||
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+ | In Anerkennung seiner vielfachen Verdienste hatte ihm der Kurfürst am 4. Januar 1661 die Domprobstei | ||
+ | zu Brandenburg verliehen,<ref>U. B. II. 626.</ref> auf welche ihm schon 1652 die Anwartschaft ertheilt war.<ref>U. B. II. 608.</ref> Auch hatte er bereits am 11. October 1657 die Amtshauptmannschaft zu Lebus erhalten.<ref>In der Bestallung heisst es: ''weil er den Tisch bei Hofe wegen seiner vielen Verrichtungen in vielen Jahren nicht genossen und überden nun in's zwölfte Jahr dem Kurfürsten überall ausser Landes gefolget.''</ref> | ||
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+ | Einen besonders hohen Grad seines Vertrauens aber bezeugte ihm der Kurfürst durch seine am 12. August 1662 erfolgte Berufung<ref>Orlich III. S. 352 ff. bringt die betreffende ''Instruction und Bestallung als Hoff-Meister.''</ref> zum Hofmeister des Kurprinzen Carl Aemil.<ref>Carl Aemil, geboren 6./16. Februar 1655, starb als Kurprinz 27. November 1674 zu Strassburg.</ref> Gleich darauf ward ihm auch die Erziehung des Prinzen Friedrich,<ref>Friedrich, geb. l./ll. Juli 1657, nach seines Bruders Tode Kurprinz, 1688 Kurfürst Friedrich III, 1701 Friedrich I König in Preussen.</ref> des nachmaligen ersten Königs in Preussen, übertragen; und endlich 1673 auch diejenige des Prinzen Ludwig.<ref>Ludwig, geb. 28. Juni/8. Juli 1666, starb zu Potsdam 28. März 1687.</ref> Der Oberpräsident wusste mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit und Arbeitskraft auch die neuen Verpflichtungen neben den vielseitigen und bedeutenden Anforderungen der von ihm bekleideten Staatsämter voll und ganz zu erfüllen. Den Beweis dafür liefert das von ihm selbst geführte und bis in die kleinsten Dinge eingehende ''Erziehungs-Jonrnal'.'<ref>Manusc. boruss. fol. No. 44. 2. Bde. Handschrift der Königlichen Bibliothek zu Berlin: Tagebuch des Ministers Otto von Schwerin, die Erziehung der Prinzen Carl Aemil und Friedrich betreffend (1663- 1672). Auszüge sind abgedruckt bei Orlich I. S. 573 ff.</ref> Die Prinzen waren ihm völlig anvertraut und hielten sich oft Monatelang bei ihm in Alt-Landsberg auf. Kurprinz Carl Aemil entwuchs 1673 dieser Obhut; der Aufsicht bei den beiden anderen Prinzen<ref>Betreffs dieser sind bei Orlich III. S. 361 ff. noch 2 ''Instructionen'' für den Oberpräsidenten abgedruckt.</ref> wurde der Oberpräsident erst am 10./20. Juni 1676 auf sein besonderes Begehren, weil der Kurprinz (Friedlich) ''nunmehro | ||
+ | die Jahre erreichet, da Sie keines Gouverneurs mehr vonnüten hätten,'' enthoben.<ref>Orlich III. S. 364.</ref> Der Kurfürst anerkannte | ||
+ | bei dieser Gelegenheit, dass der Freiherr von Schwerin ''Unsere in solchem hochwichtigen Wercke von Ihm geschöpffete hoffnung zu Unserm sonderbahren gnädigstem vergnügen gäntzlich erfüllet, also dass Wir die früchte seines angewanten ßleisses in erziehung derer so ihm anvertrawt mit sonderbahren freuden verspüren''. | ||
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+ | Inzwischen war seine diplomatische Thätigkeit während der ganzen Dauer des französischen Krieges (1672—1679) ununterbrochen in Anspruch genommen. Mit Rücksicht auf seine geschwächten Kräfte erbat | ||
== Eltern == | == Eltern == |