Medicus:Vorlage:Inspektionsadjutant

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=== Heinrich Medicus als Inspektionsadjutant ===

''von Adolf Hirth''

Heimatgruß 1989 - Lichtenau

Der Husarenoberst Heinrich Medicus war, bevor er sich endgültig auf seinen
Alterssitz in Lichtenau zurückzog, in etlicher Herren Dienst gestanden und
konnte sich so gewissermaßen aus allererster Hand ein Urteil über Reglement
und Gepflogenheiten in den verschiedenen Armeen erlauben. Daß er aber bei
einem Vergleich über die badischen und preußischen Gegebenheiten den letzteren
nachhängt, und das ausgerechnet bei Kost und Essen – wem käme da beim
Lesen seiner im folgenden angeführten (und nur durch Einfügen von Satzzeichen
übersichtlicher gestalteten) Ausführungen nicht ein verständnisvolles
Schmunzeln!

'''Stille Klage des Inspections Adjutanten Hauptmann M(edicus)'''

Suppe, Rindfleisch, Zugemüße,<br>
oft was saures, selten süße,<br>
Erbßen, Linsen, Grütze, Brey,<br>
Knoepfle und noch mancherley<br>

Kann es seyn, auch Fisch und Braten,<br>
Rüben, Grundbirn, auch Sallat<br>
wünschte ich für den Soldaten,<br>
Rettig und was Nahrung hat.<br>

Aber von erwehnten Dingen<br>
kann er oefters Keins erschwingen<br>
und stürtzt sich mit zwey Pfundt Brodt<br>
auch schon willig in den Todt.<br>

Nichts alß lauter Wasser trinken,<br>
läßt so Muth alß Kraefte sinken;<br>
Bier, Essig, Schnaps und Wein,<br>
würden ihm drum dienlich seyn.<br>

Haußmanns Kost ist doch die beste",<br>
stoeßt mit aufgeknüpfter Weste<br>
oft ein satter Hoefling auß,<br>
traeumt dabey vom nächsten Schmauß.<br>

Jedem goenne ich das seine,<br>
Fürstlich Essen – feine Weine<br>
haben, glaub mann's sicherlich,<br>
warrlich keinen Reitz für mich.<br>

Doch, das gieng mir manchmahl nahe,<br>
wann ich schon zum oeftren sahe,<br>
daß der, so vorher Serviert ... alß Page<br>
und den ich dann exerciert,<br>

Bald drauf, wann er avanzieret,<br>
stoltz bey mir vorbey marschieret,<br>
Tafel hat, recht herrlich lebt<br>
und in allen Freuden schwebt.<br>

Ist das Preußisch? Nein, auf Ehre,<br>
dann wann ich in Preußen wäre,<br>
hätte ich alß Adjoutant<br>
freyen Tisch — dann wie bekandt!<br>

Haben dort die Adjoutanten,<br>
seit daß die Armee bestanden,<br>
auch die Tafel jedesmahl<br>
jeder bey dem General.<br>

Ich muß alles Preußisch treiben,<br>
Preußisch reiten, Preußisch schreiben,<br>
Preußisch lauffen, Preußisch gehn,<br>
groeßtentheils vor Tag aufstehn.<br>

Mich beschweren — das sey ferne,<br>
dann ich thue alles gerne<br>
was ich soll — an meiner Pflicht<br>
tadelt selbst mein Feind mich nicht.<br>

Arbeit fehlt nicht — nur das Essen<br>
scheinet hier für mich vergessen.<br>
Doch, da fällt der Einwurf ein,<br>
wird mir Tafel nützlich seyn?<br>

Freylich ! Ich darf meinem Magen<br>
doch kein halb Pfund Fleisch versagen,<br>
täglich auch ein halb Maas) Wein<br>
nähm ich unentgeldlich ein.<br>

Brodt und sonst dergleichen Sachen,<br>
die mir sämtlich Kosten machen,<br>
spahrte ich in meinem Hauß,<br>
das trüg zwantzig Kreutzer auß.<br>

Monathlich sind das zehn Gulden,<br>
damit trüg ich meine Schulden<br>
leichter ab und tilgte sie<br>
endlich ohne Compagnie.<br>

Aber wird zu manchen Zeithen<br>
nicht der Dienst darunter leyden?<br>
Nein! Der zweyte Adjoutant<br>
bliebe dann noch bey der Hand.<br>

Koent' der's nicht allein bestreiten,<br>
so wär ich zu Tafelzeiten<br>
stets im Schloß, dort traef mann mich,<br>
brauchbar, unveränderlich.<br>

Nur etwann in beßren Speißen,<br>
beßrem Trunck mich glücklich preißen,<br>
wär' zu klein — von Leckerey<br>
bin ich zudem völlig frey.<br>

Aber mit dem Fürst zu speißen,<br>
drob würd ich mich glücklich preißen;<br>
Ihn zu sehn, um ihn zu seyn,<br>
wünscht? ich mir — der Wunsch ist rein!"<br>

1 Maß = 1,5 L