Medicus:Vorlage:Gedicht1807
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{{Medicus:Vorlage:Navigationsleiste}} === Gedicht zur Einweihung der Kirche zu Ulm 1807 === Zur Einweihung der Ulmer Kirche im Jahre 1807 verfaßte Obrist Heinrich Medicus aus Lichtenau in Gedichtform den Werdegang des Kirchenbaues einschließlich seiner Einweihung. Das handgeschriebene Büchlein ist im Archiv des Ulmer Pfarramtes aufbewahrt und hat insgesamt 72 Strophen.<br> Die Titelseite ist wie folgt beschriftet:<br> '''Die Einweyung der neuerbauten Kirche zu Ulm im Amt Schwartzach welche den sechszehnten November 1807 feyerlich vollzogen wurde als ein kleines Freundschafts-Andenken dem Hochwürdigen Herrnn Basilius Stenzhorn wohlbestallten Pfarrherrnn zu Ulm zugeeignet von Heinrich Medicus, Obristen der Großherzoglich Badischen Cavallerie. - Lichtenau im Dezember 1807'''<br> Die 72 Strophen (1. bis 4. Teil zwischen 1980 und 1983 im "Heimtagruß" abgedruckt) des Gedichts, in welchem der Verfasser die Mentalität der Ulmer Bevölkerung wiedergibt, sind nachstehend aufgeführt, wobei die damalige Sprachweise und Schriftform manchmal mit Schwierigkeit zu entziffern war. '''1.Theil''' Ich will ein Kirchweyfest besingen das unsere Nachbarn neuerlich<br> andächtig und vergnügt begingen nach Zeit und Ort recht feyerlich.<br> Zuvor etwas vom Ort zu sagen der dieses Fest gerührt beging<br> ein seltnes Fest in unsern Tagen geschieht nun eh ich weiter sing.<br> Zu Ulm nächst Lichtenau gelegen bekannt durch Häeußlichkeit und Fleiß<br> ergoß sich Gottes reicher Segen auf seine Bürger — Jeder weiß<br> daß in den letzten Fünfzig Jahren ihr Wohlstand täglich hoeher stieg<br> trotzdem daß schlaechte Zeiten waren nahrloße Zeiten durch den Krieg.<br> Im Krieg wo mancher Ort verdorben an Wohlstand und an Sittlichkeit<br> hat Ulm sich hohen Ruhm erworben es blieb wie Vor nach dießer Zeit<br> mied Schwelgerey, war immer haeußlich und arbeitsam und still dabey<br> benutzte jeden Umstand weißlich erhielt sich fast von Schulden frey.<br> Zwar that der Zufall auch das seine, der Laender Theilung Allgewalt<br> traf glücklich dieße Dorfs Gemeine, Die Theilung vom Gemeinen Wald<br> verschafte ihr so manchen Morgen an guten Aeckern — und dies Feld<br> bedurfte nur Bestellungs Sorgen und ward erworben ohne Geld.<br> Lehr-Güter wurden sonst bey Haufen inn Zinß und Gulten aufgethan<br> die Herrschaft ließ sie drauf verkaufen und nimmt Terminweiß Zahlung an<br> auch dieser Umstand trug das seine zu Ulms erhoehtem Wohlstand bey<br> hilft mit, daß diese Dorfs Gemeine im Abts-Stab wohl die beste sey.<br> Herkömlich mußte sie ehdeßen nach Schwartzach in die Kirche gehen<br> beschwerlich wars wie zu ermeßen, sie mogte darum gerne sehn<br> als der Regent vor dreyen Jahren ihr einen eignen Pfarrherrn gab<br> die Huld so sie hierdurch erfahren trug sie dafür tief dankend ab.<br> Sie baute eilig unverdroßen dem Pfarrherrn eine Wohnung auf<br> einmüthig ward von ihr beschloßen nach moeglich kurtzem Zeitverlauf<br> die Kirche groeßer neu zu bauen die alte war schon lang zu klein<br> der Maenner Hälfte samt den Frauen, kam jeden Sonntag nur hinein.<br> Die Halbschied mußte dieser wegen im freyen auf dem Kirchhof stehn<br> doch schreckte sie nicht Wind noch Regen voll Andacht nach der Kirch zu gehen<br> So bald der Bau ratihabieret gleich wurden schnell mit Willigkeit<br> das Holtz und Steine zugeführet mit seltner Unverdroßenheit.<br> Neun Monathe sind kaum vergangen da man den Turm und Kirchenbau<br> Mit Gottes Hilfe angefangen am Fundament half Mann und Frau<br> An beyden sah man Lust und Freude auf jedem Blick Zufriedenheit<br> Beseelte die biedren Leute zu bryspielloßer Thätigkeit.<br> '''2. Theil''' Vor zweymahl zwölf bequemen Bänken, sieht mann voran die Jugend stehn<br> und ohne sich jetzt zu beschrenken kann jeder in die Kirche gehn,<br> von Weiblichen an einer Seiten von Männern die darneben stehn<br> kann jeder ohne Schwierigkeiten nach dem Altar und Kanzel sehn.<br> Zur Orgel ist ein Platz vorhanden, nach allem komts an diese auch<br> das groeste ist schon überstanden auch wird den loeblichen Gebrauch<br> kein Ulmer sich auß Geitz versagen im stillen sind die Kosten schon<br> vom Künstler hierzu überschlagen und jeder spricht gerührt davon.<br> Zehn Fenster sind an beyden Seiten groß und geraeumig angebracht<br> von diesen wird zu allen Zeiten die Kirche durchaus hell gemacht<br> der Thurm steht hinten in der Mitten voran ein niedliches Portal<br> das wir noch zu betrachten bitten es ist von einer guten Wahl.<br> Wer will in diese Kirche gehen der bleibe unfern dem Portal<br> mit aufgerichten Blicken stehen und thue dieses jedesmahl<br> der VORSICHT AUGE wird er sehen ein Blick der ihn mit Ehrfurcht rührt<br> die jedem Christ beym Kirche gehen anständig ist und wohl gebührt.<br> Noch wird er eine Innschrift finden die ihm dieß freye GOTTES HAUS<br> mit Gold geschrieben wird verkünden dies breite Demuth in ihm aus,<br> damit er sich beym Eintritt neige für GOTT der dieses Haus bewohnt<br> und alle Ehrfurcht dem bezeige der in der Himmel Himmel thront.<br> Des Kirchendaches vordre Seite dient einem tapfren Ritter auch<br> dem HEILIGEN GEORG zum Sitze und hat zugleich den milden Brauch<br> vom Wind bewegt zu allen Zeiten woher er komt wohin er fährt<br> dem Landmann willig anzudeuten und ist was dies betrifft bewährt.<br> Der Thurm ist niedlich. Durch zwey Glocken läßt der Pastor bey rechter Zeit<br> die Leute zu der Andacht locken man hört die beyden Glocken weit;<br> für eine Dridte ist einstweilen der Glockenstuhl auch eingericht<br> mit dieser wird mann zwar nicht eilen weil's noch für sie an Geld gebricht.<br> Nur nach und nach wird alles werden bis Dato fehlt dem Thurm die Uhr<br> doch dies macht keine Haupt-Beschwerden die guten Ulmer dürften nur<br> mit wenig Mühe Achtung geben mann hört die Uhr von Lichtenau<br> denn dieser Ort liegt dicht darneben in Ulm fast jederzeit genau.<br> Ein blauer Knopf mit goldnem Ringe der oben auf der Helm-Stang ruht<br> trotzt hier, jedoch mit dem Bedinge der Witterung und Winde Wuth<br> ein schweres eisern Kreuz zu tragen zu Oberst sitzt ein goldner Hahn<br> dient denen die neugierig fragen beweglich dort als Wetter-Fahn.<br> Indem der ganze Bau beschrieben- so findet sich der Dichter nun<br> Durch seyn Versprechen angetrieben die beste Moeglichkeit zu thun<br> Das fest der Kirchwey zu beschreiben kein Haupt-Umstand darf ihm entgehen<br> Und ohne was zu übertreiben erzehlt er treu wie es geschehen.<br> Vorlaeufig war die Zeit bedeutet um ZEHEN-UHR am Vormittag<br> nun wurde in die Kirch gelaeutet; doch lange vor dem Glocken-Schlag<br> war die Gemeine schon zugegen in Prozision Eieng sie jetzt an<br> vom Kirch-Hof ab sich zu bewegen und zog zum Pfarrhaus so hinan<br> Den CELEBRANS dort abzuholen nebst der gesamten Geistlichkeit<br> geschmückt mit ALBEN und mit STOLEN wie bräuchlich ist für solche Zeit<br> das AMT und die DISTINGUIERTEN Leute dort aufzunehmen- dies geschah<br> und jeder stand zu ihrer Freude im Pfarrhof sie erwartend da.<br> Die Jugend und die Weibspersonen zog mit Gebeth daselbst vorbey<br> der CELEBRANS. die DIA KONEN nebst der erwähnten, Zwey und Zwey<br> die folgten drauf und Männer schloßen so ging der Zug bis vors Portal<br> dies war für letze noch verschloßen durch Vorschrift in dem Ritual.<br> Der Celebrans begann mit beten indeßen war die Geistlichkeit<br> in einen Kre,s nebst ihm getreten und fing daselbst nach wenig Zeit<br> das MISERE an zu singen zehn Stimmen sangen wie ein Manns<br> die Andaut trug auf goldnen Schwingen den Prachtgesang gleich Himmelan.<br> Der Celebrans schritt durch die Mengen fing mit geweyhtem Wasser an<br> Portal und Waende zu besprengen; nachdem er dies rundum getan<br> so oeffnete die Kirchen-Thüren der Orts-Pastor und schloß sie auf<br> den Celebranes hinein zu führen der ging zum Hoch-Altar hinauf.<br> Er samt den beyden DIAKONEN die trugen ihm das PLUVIAR das nebst LE-<br> VITEN durch Patronen mit großer Pracht gestiftet war.<br> Die Geistlichkeit gieng hinter diesen bis zur Komunikantenbank<br> wo sie sich kniend niederließen zu Gottes Preis und Lob und Dank.<br> Die Menge hatte Platz genommen, es waren aus der Nachbarschaft<br> viel Menschen zu dem Fest gekommen vielleicht von Neugier aufgerafft<br> hier eine Seltenheit zu sehen, die haben sie nun zwar gesehen<br> aus Neugierd nur zur Kirch zu gehen soll nie von einem Christ geschehn.<br> GOTT thronet in der SYNAGOGE in allen KIRCHEN ist er da<br> er schreitet auf der Wasser-Wogen, ist mir in der PAGODE nah<br> in SONNENTEMPELN und MOSCHEEN und wo mann ihn noch sonst verehrt<br> soll ich anbetend vor ihm stehen, dann wird sein Lob durch mich vermehrt.<br> Nun wurde am Altar gesungen von HEILIGEN die LITANEI<br> nach ältren Überlieferungen die sangen von den Priestern zwey<br> Schullehrer rückwärts stehend sangen ORA PRO NOBIS zwischen drein<br> nachdem dies auch vorüber gangen trat eine kleine Pause ein.<br> Der Celebranes nahm drauf die Weyhe mit Wasser auch im innern vor<br> daß er die Kirche benedeyhe er sprengte seitwärts und empor<br> schritt also bethend durch die Menge mit HYSOP wollst du Herr mein Gott<br> genaediglich dies Haus besprengen, Dir ist's geweyht HERR ZEBAOTH.<br> Die Geistlichkeit sang unterdessen drey Psalmen mit der ANTHIPHON<br> Dein Segen ist nicht zu ermessen Du Hocherhabner Gottessohn<br> Dies Haus erbaut zu Deiner Ehre zu Deines großen Nahmens Ruhm<br> sey, daß Dein Lob sich drinnen mehre von nun an stehts Dein Eigenthum.<br> Nachdem noch ein Gebeth gesprochen verfügte sich die Geistlichkeit<br> zum Pfarr-Haus, wo seit vielen Wochen und während der Erbauungszeit<br> DAS HEILIGSTE bewahrt gestanden und in den Tabernakel<br> nun der auf dem Hochaltar vorhanden mit Ehrerbietigkeit zu thun.<br> Der Einzug kam und auf den Knieen empfing mann das SANKTISSIMUM<br> mann sah die Andacht aller glühen und jeder blickte dankbar um<br> nach dem Portal — die Glocken klangen, der Einzug war sehr feierlich<br> durch das Portal herein gegangen und jeder Ulmer freute sich.<br> Die Geistlichkeit trug helle Kertzen der Anblick von dem HÖCHSTEN GUT<br> belebte dankend aller Hertzen und machte jeden wohl gemuth.<br> Nachdem mann zum Altar gekommen, so wurden dort der Geistlichkeit<br> die Kertzen wieder abgenommen und aufbewahrt für andre Zeit.<br> '''3.Theil''' Der ZELEBRANS war jetzt mit beten dehmüthig an den HOCHALTAR<br> voll Ehrfurcht näher hingetreten, da alles was sonst üblich war<br> hierbey geschah, so ists nicht nötig, daß man dasselbe rezitiert<br> sonst wär der Dichter auch erboetig, das HOECHSTE GUT ward zelebriert.<br> Ein Umstand nur wie er ermeßen der ZEREMONIARIUS<br> ist bey dem Amt nicht zu vergeßen, weil er vor dieser Handlung Schluß<br> dem ZELEBRANS wie vorgeschrieben selbst diesmal das INCENFIUM<br> gab von tiefer Ehrfurcht angetrieben mit Anstand nahms ihm jener ab.<br> Als alles das zu End gekommen und die gesamte Geistlichkeit<br> auf Polsterstühlen Platz genommen ward in der kurzen Zwischenzeit<br> die Kanzel anstandsvoll bestiegen vom ZEREMONIARIUS<br> den man mit Andacht und Vergnügen wie folgt im Auszug hören muß.<br> Ich hab mir dieses Haus erwehlet und mir geheiligt so spricht Gott<br> daß mann daselbst ein Lob erzehlet ein Zufluchtsort in jeder Not<br> mein Aug und mein Herz soll es bewohnen mein Namen sey hier vaeterlich<br> ich will in diesem Hause thronen in alle Weege ewiglich.<br> Dies war der Text, nun ward berühret der TEMPELBAU von SALOMO<br> wie er ihn praechtig ausgeführet er und ganz Israel war froh<br> daß jeder Wunsch Erfüllung worden zum SALOMON sprach Gott im Traum<br> in den erwehnten Textesworten gab dadurch großer Freude Raum.<br> UNSTERBLICHER! auch wir erbauten an dem dir nun geweyhten Ort<br> die wir auf deinen Beystand trauten hier einen TEMPEL, wohne dort<br> was du dem SALOMON verheysen wir flehen dich demütig an<br> das wollest du auch und erweysen thu uns auch wie du ihm getan.<br> Dem Hauptsatz, daß die TEMPELWEYHE verehrungswerth und trostvoll sey<br> daß Gott den Vortrag benedeyhe dem fügte dann der Redner bey,<br> verehrungswerth sey eine Weyhe weil sie von dem profanen Brauch<br> den Tempel allerdings befreye erwaehnt er unter anderm auch<br> durch die Gebete und Gesaenge bey einer neuen KIRCHENWEYH<br> vereinr mit moeglichstem Gepraenge fällt jedem wohl der Endzweck bey<br> von Gott den Segen zu erflehen die äußern Zeichen soll mann doch<br> gleichwohl auch hier nicht übersehen und zeigte in der Folge noch<br> WEYHWASSER soll mann darum ehren dieweil uns das besprengen mahnt<br> von dem was unrein uns zu wehren, daß Reinlichkeit die Wege bahnt<br> dem HOECHSTEN WESEN sich zu nahn weil Reinigungen jederzeit<br> bey jedem Gottesdienst geschehen. Gott ist die hoechste Reinlichkeit.<br> Verehrungswürdig sey die Weyhe schon an sich selbst, daß sie es auch<br> vorlängst und durch ihr Alter seye bezeige uns ihr langer Brauch<br> die Stiftshütte ward zum Exempel von Moses feyerlich geweyht<br> durch SALOMON der erste Tempel der andre auch nach jener Zeit.<br> Daß in der Christen ersten Jahre dergleichen Zeremonien<br> bey Kirchenweyhen üblich waren läßt sich wohl kaum in Zweifel ziehn<br> allein in den Verfolgungszeiten war dieser Brauch nicht allgemein<br> und konnte um der Grausamkeiten zum öftern gar nicht moeglich sein.<br> Bis endlich CONSTANTIN den FRIEDEN der KIRCHE GOTTES wieder gab<br> Verfolgern war ihr Ziel beschieden dies stürzte sie ins offne Grab<br> die Kirchen wuden eingeweyhet was jeder Bischof selber that<br> von Feinden waren sie befreyhet genoßen HÜLFE, SCHUTZ und RATH.<br> Es wurden Predigten gehalten die passend auf den Gegenstand<br> mann bath so machten es die Alten für Kirch Regent und Vaterland<br> bath um den allgemeinen Frieden befahl Gott die Gemeinde an<br> bath um Glückseligkeit hinieden und Glück das ewig währen kann.<br> Mann brachte bey den Kirchen-Weyhen das Allerhoechste Opfer dar<br> so alle _Menschen zu befreien für uns am Kreutz geopfert war.<br> Mann dankte Gott mit Lobgesaengen ließ Saitenspiel und Harfenklang<br> sich in das Lob des Hoechsten mengen das dann vereint zum Himmel drang.<br> Wir wollen den Vorvätern gleichen soweit es unsre Kraft erlaubt,<br> den hohen Endzweck zu erreichen so alle Christen überhaupt<br> beym Kirchenbau zum Grunde legen, daß mann darinnen Gott verehrt<br> um Gnad anfleht, um seinen Segen und dankbar seinen Ruhm vermehrt.<br> Verehrungswürdig ist die Weyhe der Kirche ansich selbst, daß auch<br> sie dieses durch ihr Alter seye belehre uns ihr langer Brauch;<br> soll unsre Kirch-Weyh mit den Alten in einem schönen Einklang stehn<br> so müßten wir uns so verhalten wie sie — dies ist und soll geschehn.<br> Ich will mich zu den Eltern wenden und jenen die Erwachsen sind<br> damit den ersten Teil vollenden belehret künftig jedes Kind<br> so diesem Feste beygewohnet, daß hier in diesem Gotteshause<br> der Allerhoechste wohnt und thront voll Ehrfurcht geht hier ein und aus.<br> Schwingt hiernaechst dankbar eure Herzen verehrungsvoll zu Gott empor<br> tragt eure Bitten eure Schmerzen ihm hoffnungsvoll hier kindlich vor,<br> führt unabsae3ig eure Tugend durch Gottesfurcht zum Guten an<br> seyd ihnen _Muster in der Tugend so habt ihr eure Pflicht gethan.<br> Dann werden sie mit grauen Haaren für jede Zucht noch dankbar sein<br> sie prägen was sie selbst erfahren auch ihren Kindern wieder ein,<br> an welche sie gerührt erzehlen wir haben dieses Fest gesehn<br> dies wünschen wir es wird nicht fehlen folgt meinem Rath, so kanns geschehn.<br> Daß Zweytens auch die Tempelweyhe für einen Christen trostvoll sey<br> und ihn von Angst und Furcht befreye dies brachte nun der Redner ein<br> die eingeweyhten Tempel \werden zum Ort da Gottes Ehre wohnt<br> wo Gott des Himmels und der Erden voll Huld und voll Genade thront.<br> Vom heilgen Schauer überfallen sprach der gerührte Pfarrherr nun<br> ihr Christen wollt ihr Gott gefallen, so müßt ihr seinen Willen thun,<br> ich will euch an die Quellen führen die nun geöffnet vor euch stehn<br> um euch zu Lob und Dank zu rühren folgt mir mit Ehrfurcht sie zu sehn.<br> '''4. und letzter Theil''' Ihm, den die Allheit nicht umschließet, nicht faßt der unermeßne Raum<br> Ihm, dessen Segen ewig fließet, das Licht ist seines Kleides Saum<br> dem haben wir ein Haus erbauet darin man seinen Namen ehrt<br> wo er gnädig auf uns schauet, hier werde stets sein Ruhm vermehrt.<br> Sein Aug und Herz will bei uns bleiben wer kann den Trost, die Vaterhuld<br> aussprechen, wer kann sie beschreiben, wir stehen hier für unsre Schuld<br> so oft wir ihm mit Reue nahm, Entlaßung unsrer großen Schuld<br> Verzeihung jeder Zeit erfahren sie ist unnennbar seine Huld.<br> Trostvoller Tag der uns beglücket sein Aug das stets so offen steht<br> genadiglich auf jeden blicket, der in sein Haus mit Ehrfurcht geht<br> wir dürfen uns ihm täglich nahen, er will uns mit Barmherzigkeit<br> mit Vatertreue hier empfangen dies will er tun zu aller Zeit.<br> Was aber diesen Trost noch mehret, vom Weg zu seinem Seelenheil<br> wird der Erwachsne hier belehret, dem Täufling wird sein Kindesttheil<br> so er verlor zurückgegeben, er tritt in einen Bund mit Gott<br> die Taufe gibt ihm neues Leben und Trost in seiner letzten Noth.<br> Der Beichtstuhl steht dem Sünder offen Vergebung kann er immerdar<br> auf Jesu Trost und Wunden hoffen von seinem heiligen Altar<br> blickt er gnädig auf ihn nieder, söhnt durch sich selbst mit ihm sich aus<br> stärkt ihn zu neuem Leben wieder; o Gott wie herrlich ist Dein Haus!<br> Ein Zufluchtsort bei allen Stürmen, wie's ehedem die Stiftshütt war<br> Allmächtiger du wirst uns schirmen du bist bei uns in der Gefahr<br> noch rufst du täglich kommt ihr Müden - belastete erquick auch hier<br> o Gott wir schmecken deinen Frieden und danken dir grührt dafür.<br> Zum Schluß, naht stets auch mit Vertrauen dem Tempel, ihn bewohnet Gott<br> auf seine Hülfe könnt ihr bauen er steht euch bei in jeder Noth<br> verehrenswert und trostvoll achtet die Weyhe euch sei auferlegt<br> daß ihr die Inschrift stets beachtet beim Eintritt, daß sich Ehrfurcht regt.<br> Gott half Euch ihr sollt drum ihm trauen dies Denkmal eurer Frömmigkeit<br> für euch und eure Kinder bauen sein Name will hier jederzeit<br> wo sein Aug und Herz verbleiben zur Gottesfurcht und Christenpflicht<br> soll dieses euch beständig treiben, dann bleibt Gott Eure Zuversicht.<br> Wir bitten dich um deine Schmerzen so oft wir hier um Hülfe flehn<br> zu deinem liebevollen Herzen laß jeden frommen Wunsch geschehn<br> das Sinnbild auf dem Hochaltare von deinem milden Herzen sei<br> ein Mittel das uns stets bewache für Sünde und für Heuchelei.<br> Du seyst gelobt und benedeihet wir haben diesen Tempel hier<br> zur Kreuzerhöhung eingeweihet bewohne ihn doch für und für<br> gieb allen die hier vor dir stehen was jedem gut und heilsam ist<br> nur du kannst in die Zukunft sehen, sei stehts bei uns Herr Jesu Christ.<br> Laß jeden deinen Segen spüren der etwas zur Erbauung gab<br> hilf was noch jetzt gebricht vollführen, was schädlich ist das wende ab<br> gieb dem Regenten langes Leben, Zufriedenheit und Wohlergehn<br> sein Haus wollst du mit Huld umgeben und gnädig waltend auf ihn sehn.<br> Beschütze unsres Ort's Gemeinde dein Aug sei offen über Ihr<br> sie sei und bleibe stehts die deine gieb jedem, gieb o Herr auch mir<br> wir bitten dich darum inständig gieb uns in deiner Gnadenzeit<br> was hier für diese Welt notwendig und was uns nützt zur Seeligkeit.<br> Schon war die Predigt hingefloßen, dem Amen hatte dankbar sich<br> ein voller Beyfall angeschloßen, der flüsternd durch die Menge schlich<br> ein Hochamt durch Musik erhoben, war für die Ulmer Seltenheit<br> verrichtet darum sehr zu loben von Maennern aus der Geistlichkeit.<br> Es wurde vom Zelebrans gehalten, durch Diakonen assistiert<br> das Herz der Jungen und der Alten ward dadurch inniger gerührt<br> vier Priester die dazwischen sangen im Canto, Baß, Tenor und Alt<br> nicht blos um Beyfall zu erlangen, denn der ward ihnen alsobald.<br> Zum Schluß da alles Wohlgelungen so wurde das Te-Deum noch<br> Choralitär wohl abgesungen. Der Dichter meint er habe doch<br> was des erwähnens wert gewesen nach allen Kuensten eingeführt<br> kann man ihn nun mit Beyfall lesen so wird sein Herz zum Dank gerührt.<br> Am Abend gabs ein frohes Taentzchen den Hans die Greth, der andern viel<br> den flinken Josef und sein Fraenzchen, sah man im freudigen Gewühl<br> es murrte niemand von den Alten, sie zeigten volle Toleranz<br> man ließ die Jugend Kirchweyh halten und gönnte ihr den frohen Tanz.<br> Warum auch nicht? seit soviel Wochen hat Jüngling, Mädchen gar zu oft<br> vom nahen Kirchweyhfest gesprochen ein Taentzchen auch zugleich erhofft<br> man lasse sie mit jauchzen, springen ihr Fleiß weiß das versäumte ja<br> aufs neu belebt neu einzubringen, auf singt mit ihnen Hopsasa!!!<br> '''Erläuterung:''' 1 GOTTES HAUS : unter dem gemahlten Auge der Vorsicht, stehet mit goldener Schrifft: Hier ist das Haus<br> Gottes, Genesis Cap. 28 V. 17 und unter dieser erbaut von der Gemeinde Ulm 1807. 2 HEILIGEN GEORG : Abt Georg baute vor 380 Jahren zu Schwarzach einen Thurm und setzte diesen seinen Patron als Wetterfahne darauf. Die Gemeinde Ulm steigerte vor drei Jahren (1804) den Thurm, baute das Pfarr-Haus mit den Steinen und wies dem Ritter St. Georg seine vorige Funktion auf der vorderen Spitze des Kirchendaches an. 3 CELEBRANS : Woerle Definitor und Pfarrer zu Vimbuch. 4 DIAKONEN : Thiebauth Pfarrer zu Moos als Diakonus, Sprattler Vicarius zu Schwarzach als SubDiakonus. 5 MISERE : außer dem Celebrans und denen beiden Diakonen sangen die übrigen Herrn Geistlichen das MISERERE gemeinschaftlich. 6 PLUVIAR : der Celebrans und die Diakonen waren über denen Alben ersterer mit dem Pluviar, letzterer mit den Leviten bekleidet. 7 LITANEI : Deis Pfarrer zu Stollhoven und Steiger Pfarrer zu Bühlerthal sangen am Altar knieend die Litaney aller Heiligen. 8 ANTHIPHON : den 120., 121. und 122. ten Psalmen.
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