vonSchwerin:Goldene Hochzeit Wustrau Juni 1911
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{{vonSchwerin:Vorlage:Navigationsleiste}} [[Bild:zieten_hochzeit1.jpg|thumb|330px|right|Bronzeplakette "ALBERT JULIUS GRAF VON ZIETEN-SCHWERIN ZUR GOLDENEN HOCHZEIT MIT CONSTANCE GEB. FREIIN VON DERSCHAU 26. JUNI 1861-1911"]] <div style="font-size:180%;">Die Goldene Hochzeit des Grafen und der Gräfin von Zieten-Schwerin zu Schloss Wustrau am 26. Juni 1911</div> <div style="font-size:90%;">Leonhard Graf Schwerin, der Verfasser</div> ---- __TOC__ Am 26. Juni 1861 vermählte sich zu Mitau in Kurland [[vonSchwerin:Albert Julius Graf von Zieten-Schwerin (* 1835)|Graf Albert Julius von Zieten-Schwerin]] (geboren zu [[vonSchwerin:Rehberg|Rehberg]] 26.Juni 1835) mit [[vonDerschau:Constance Caroline Catharina Freiin von Derschau (* 1838)|Freiin Constance von Derschau]] (geboren zu Autzenbach 16. Januar 1838), Tochter des Barons Louis von Derschau, Erbherr auf Sehmen in Kurland und der Jeanette, geborene Freiin von Medem. Am 4. Juli hielt das junge Paar seinen feierlichen Einzug in das Schloss zu [[vonSchwerin:Wustrau|Wustrau]], dessen Besitz der junge Gatte bereits 1858 als Erbe seines mütterlichen Großoheims, des Grafen Friedrich von Zieten, Excellenz, geboren 6. Oktober 1765 als Sohn des berühmten Husarengenerals Hans Joachim von Zieten, angetreten hatte. Dort feierten sie am 26. Juni 1886 das Fest der silbernen Hochzeit, über dessen Verlauf ein handschriftlicher Bericht des dem Hause befreundeten Fräulein Soest in Wustrau aufbewahrt wird.<br /> Und nach wieder 25 Jahren konnte nun am 26. Juni 1911 auch die goldene Hochzeit in Wustrau gefeiert werden. Dasselbe Wort, das vor 50 Jahren zum Text der Traurede gewählt war, wurde auch bei der kirchlichen Silberfeier und nun auch bei der goldenen zu Grunde gelegt, der 2. Vers des 34. Psalms: :''"Ich will den Herrn loben allezeit'' :''Sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein!"'' Zu Anfang wesentlich ein Wort des Gelübdes, dann ein treu befolgtes Geleitwort, war es nun zu einem Wort langbewährter Erfüllung geworden. Und dieses Wort war auch der Grundton des ganz herrlichen Festes der Goldenen Hochzeit. Und wahrlich! Das konnte und musste es sein. Das liebe Jubelpaar, von dem der goldene Bräutigam am selben Tag sein 76. Lebensjahr vollendete und seine treue Lebensgefährtin im 74. steht, erlebt diesen Festtag in für ihr Alter ungewöhnlicher körperlicher Rüstigkeit, in voller geistiger Frische, in immer gleichbekundeter Herzenswärme und teilnehmender Menschenliebe, beide noch in unermüdlichem, vielseitigem, reich gesegnetem Schaffen und Wirken, fort und fort bedacht, die selbst so reich erfahrene Gottesgnade und Freundlichkeit auch alle weithin um sich her spüren und daran teilnehmen zu lassen. Um sie scharten sich Kinder und Enkel, wie sie nach dem biblischen Wort "der Alten Krone" sind: fünf stattliche Söhne, alle gesund, tüchtig und schaffensfreudig, ein jeder bewährt in seinem Tun, zwei liebe Töchter, vier Schwiegertöchter und zwei Schwiegersöhne, sie alle der Alten Freude; dazu frisch und fröhlich 15 von den heranwachsenden 19 Enkelkindern; es fehlten die vier jüngeren Janower, die nach eben erst überstandenem Keuchhusten leider noch nicht dabei sein konnten. Und zu den 28 Nachkommen des Jubelpaares versammelten sich zahlreiche Verwandte und Freunde des Hauses. Die meisten dieser lieben Gäste waren bereits zum 25. Juni eingetroffen und hatten im Schloss und anderen im dort hergerichteten und freundlich dargebotenen Quartieren Unterkunft gefunden. So gestaltete sich dieser Sonntag schon zu einer würdigen Vorfeier des Festes. == Vorfeier am Sonntag, den 25. Juni 1911 == Um 8 ½ Uhr früh versammelte sich eine große Hausgemeinde im Musikzimmer des Schlosses, wo der Hausherr in gewohnter Weise die Morgenandacht hielt, an die sich das Frühs-tück im Zietensaal, dem mit den Ölbildnissen des berühmten Generals und der Offiziere seines Regiments geschmückten großen Raum, anschloss. Um 10 Uhr nahm das Jubelpaar mit seinen Gästen an dem Gottesdienst in der Wustrauer Kirche teil. Diese alte Kirche war schon im Jahr 1886 zur silbernen Hochzeit durch Anbau und sonst in mancherlei Weise verbessert und verschönert worden. Nun hatte der Jubilar und Patron aus Anlass der bevorstehenden goldenen Hochzeit dieses alten Gotteshaus, in dem ein schönes Denkmal des Husarengenerals von Zieten, des Helden des 7-jährigen Krieges, sich befindet, durch Künstlerhand ausmalen und zu harmonischer Schönheit herstellen lassen. Am 4. April 1911 war diese neugestaltete Kirche feierlich eingeweiht worden. Nun hatten dazu noch lie-be Freunde und Nachbarn zwei schön gemalte, große Kirchenfenster gestiftet, die den herrlichen Gesamteindruck erhöhen, und über der Kanzel war ein schönes, in Oberammergau geschnitztes Kruzifix angebracht, eine Gabe der Familie Quast auf Radensleben. Auch in ihrem Äußerem war die Kirche würdig erneuert, und namentlich auch von den Söhnen des Hauses mit einer prächtigen Kirchenuhr versehen. Bei dem Gottesdienst gedachte der Ortsgeistliche, Pastor Ulich, im Kirchengebet mit Dank und Fürbitte vor Gott der lieben Patronatsherrschaft, die zur Ehre Gottes diese Stätte so würdig habe schmücken lassen und nun selbst darin eine selten hohe Feier begehen wolle. Nach beendigtem Gottesdienst vereinigte sich die Gesellschaft zu einem warmen Frühstück im Zietensaal, und darauf wurde das Jubelpaar von seinen Kindern in den Wintergarten ge-leitet, wo mit zahlreichen prächtigen Blumenspenden in Vasen und Körben aller Art unter ebenfalls gespendeten prächtigen Lorbeer- und Myrten-Bäumen die zahlreichen Gaben von Nah und Fern aufgebaut waren. Nachmittags 5 Uhr versammelte sich die ganze Gesellschaft nebst den Gutsbeamten und deren Familien sowie zahlreichen anderen dazu Geladenen im Constancenhaus, wo auf einer hergerichteten Bühne verschiedene Aufführungen stattfanden. Einen ausführlichen Bericht über alle Aufführungen gibt es [[vonSchwerin:Goldene Hochzeit Wustrau Aufführung Constancenhaus|hier]] nachzulesen Um Zehn fand im Musikzimmer die Abendandacht statt. Zum Eingang wurden die beiden ersten Verse des Liedes: „O, dass ich tausend Zungen hätte“ gesungen. Im anstoßenden Zimmer des Hausherrn trug der Neuruppiner Seminaristen-Chor unter Leitung des Musikdirektors Seidel stimmungsvolle Choräle vor. Pastor Ulich sprach in längerer Rede über den 23. Psalm, den Lieblingspsalm der Jubelbraut. Mit den köstlichen beiden Schlussversen des Paul Gerhardschen Liedes: :''„Warum sollt ich mich denn grämen,'' :''Herr, mein Gott, Brunn aller Freuden,'' :''Du bist mein, ich bin Dein,'' :''Niemand kann uns scheiden.'' :''Du bist mein, weil ich Dich fasse,'' :''und Dich nicht, o mein Licht,'' :''Aus dem Herzen lasse!“ '' die von der ganzen Versammlung gesungen wurden, schloss in erhebender Weise dieser so herrlich gestaltete Tag der Vorfeier. Voll innigster Befriedigung ging die Gesellschaft auseinander und begab sich zur Ruhe. == Die Goldene Hochzeit == [[Bild:zieten_hochzeit2.jpg|thumb|right|220px|Das Jubelpaar]] Goldiger Sonnenschein leuchtete freundlich am Montagmorgen, dem 26. Juni über Wustrau, über Schloss und Park und schimmerte weithin über der spiegelklaren Fläche des Ruppiner Sees. Goldiger Sonnenschein durchflutete auch die Räume des Schlosses. Er leuchtete aus der Tiefe der Herzen heraus, aus den Augen all derer, die dort zu dem goldenen Festtage froh und dankbar versammelt waren. Zu früher Morgenstunde schon hatte das goldene Jubelpaar in aller Stille, nur im Kreise seiner Kinder, im Esszimmer das Frühstück eingenommen, und empfing dann die Glückwün-sche der Familie, der Gäste und Hausgenossen, während um acht Uhr eine Morgenmusik im Auftrag sämtlicher Wustrauer Vereine vor dem Schloss dargebracht wurde. Auch die Vertre-ter dieser Vereine sprachen ihre herzlichsten Glückwünsche aus. Um 8 ½ Uhr hielt in altgewohnter Weise der Hausherr, der an diesem Tag auch seinen Ge-burtstag feierte, die Morgenandacht im Musikzimmer ab. Dabei trug der Wustrauer Kirchen-chor mehrere Gesänge vor. Fräulein zur Nieden aber sang das herrliche Lied von A. v. V., komponiert von D. Schulde: „Auf Adlers Flügeln getragen....“ Anschließend daran überbrachte der Gemeindekirchenrat mit einer Ansprache seines Vorsitzenden, Pastor Ulich, mit herzlichen Segenswünschen einen schönen silbernen Abend-mahlskelch und dazu einen vom Pastor und seiner Gattin gestifteten „Patene“ (Brotteller). Die anwesenden Gäste versammelten sich alsdann zum Frühstück im Zietensaal, dem auch später um 11 ½ Uhr im Esszimmer ein gemeinsamer Imbiss folgte. Zahlreiche Festgäste wurden dann gegen zwölf Uhr in Wagen und Autos noch von der Bahnstation abgeholt und ebenfalls mit einem Imbiss erwartet. Um 12,45 Uhr versammelten sich sämtliche Gäste im Wohnzimmer und den anstoßenden Räumen des Schlosses und nach kurzer gegenseitiger Begrüßung setzte sich um ein Uhr unter Glockengeläut vom Schlosse aus der Festzug zum Gotteshaus in Bewegung. === Festzug zum Gotteshaus === [[Bild:festzug_wustrau.jpg|thumb|360px|right|Der Festzug zum Gotteshaus]] Voran schritt der Wustrauer Posaunenchor, Choräle blasend, dann das Jubelpaar. Der Ju-belbräutigam, geschmückt mit dem breiten Bande und dem Stern des Roten Adlerordens 1. Klasse, dem Komturkreuz des Johanniter Ordens und anderen Orden. Die Jubelbraut in schwerem weißen Seidenkleide, dessen Schleppe von den Enkeln Witzke und Hans Albert von Lettow getragen wurden, deren Mutter Hildegard zur Silberhochzeit diesen Dienst ihrer Mutter tat, umwallt von einem langen weißen Schleier, den auf dem Haupt der goldene Myrtenkranz überragte (S. Seite 3). Dem Jubelpaar folgten, immer paarweise, die Enkelkinder, dann die Kinder und Schwiegerkinder, hinter diesen die Verwandten des Hauses und die Gäste in langem Zuge (S. Seite 4). Ein ganz wundervoller Weg aber war diesem Festzug bereitet. Fein säuberlich mit Sand hergerichtet und mit Blumen bestreut, war er in seiner ganzen Ausdehnung mit hohen, laubumwundenen Flaggenmasten bezeichnet, von welchen zwischen deutschen und preußischen Fahnen auch solche mit den Schwerinschen Farben (rot und weiß) herabwehten, und die untereinander mit Laubgewinden verbunden waren. Einen wahrhaft erhebenden Eindruck aber machte das auf dem ganzen Weg zu beiden Seiten gebildete Spalier. In diesem stand zunächst der Kriegerverein von Wustrau und Alt-Friesack, dem auch der goldene Jubilar als Ehrenmitglied angehört, und der unter dem Vorsitz des Oberinspektors Willmann in seinen Reihen auch etwa noch 20 Kriegsteilnehmer zählt; unter diesen zwei mit dem Eisernen Kreuz Geschmückte, den alten Invaliden Johann Haase im Fahrstuhl und den Händler Friedrich Baar; daneben prächtige alte wetterfeste Männer, gar mancher schon in den siebziger Jahren, im schwarzen Rock, Kriegsdenkmünzen auf der Brust, den schwarzen Zylinderhut ehrerbietig in der Hand haltend. Dann kamen in schmuckem Anzug, in weißen Kniehosen, schwarzen Strümpfen und Turn-schuhen die kräftigen Gestalten des Turnvereins unter ihrem Vorsteher W. Lenz. In ihrem Dienstkleid folgte die freiwillige Feuerwehr unter dem Ortsschulzen Papenbrock. Weiterhin: der Männer- und Jünglingsverein, der Verein Geselligkeit, beide in festlichem An-zuge; der Schifferverein mit seinem Vorsitzenden August Hesterberg. Anschließend folgte der Jungfrauenverein in weißen Kleidern mit breiten roten Schärpen, die Schulkinder beider Dörfer, auch mit Blumen und Schleifen geschmückt, zuletzt die Kleinkinderschule, in den Händen kleine Fähnchen schwenkend. Und hinter diesem Spalier stand Kopf an Kopf, dichtgedrängt, die ganze Einwohnerschaft, zu der noch zahlreiche andere sich gesellten, die aus der Umgegend zu Wagen und zu Schiff herbeigeeilt waren. Diese ganze Umrahmung des Kirchenweges bot einen herzerquickenden Anblick. Man las in den leuchtenden Augen dieser Menschen, dass nicht ein Gebot oder kalte Pflicht oder schaulustige Neugier sie zusammengerufen hatten, sondern herzliche Teilnahme, anhängliche Liebe und treue Verehrung, die das Jubelpaar in fünf Jahrzehnten liebevollen und gesegneten Wirkens sich erworben hatte. So zog der Festzug durch den westliche Hauptein-gang in das schon geschilderte, so wundervoll neu gestaltete Gotteshaus ein, dass für diese Hauptfeier noch reich mit Blumen, Blattpflanzen und Tannengewinden geschmückt war. === Gottesdienst === Das Jubelpaar nahm auf den vom Jungfrauenverein gespendeten Stühlen dicht vor dem Altar Platz, hinter ihm saßen im Vorraum des Altars die Kinder und Enkel, auf den Gemein-debänken die Festgäste und bis in die Gänge hinein und auf den Kirchenemporen füllten die Vereine und Dorfbewohner die Kirche in dichtem Gedränge. Die Ansprache des Ortspfarrers Ulich knüpfte an den schon erwähnten Trautext der grünen und silbernen Hochzeit an, an die Schriftstelle Psalm 34, V. 2; „Ich will den Herren loben al-lezeit, Sein Lob immerdar in meinem Munde sein“. Es wurden von der Gemeinde die beiden Lieder gesungen: „Bis hierher hat mich Gott gebracht, durch Seine große Güte“ (2 Verse) und „Lobe den Herrn, o meine Seele“ (Vers 1, 3, 8). Weiter wurde die Feier durch Darbietungen des Kirchenchors und durch Einzelgesang des Fräulein zur Nieden verschönt. Letztere trug in würdiger und anmutender Weise die beiden herrlichen Arien vor: ::aus der Oper „Wilhelm von Oranien“ von Carl Eckert: ::„Wenn ich mit Menschen und mit Engelszungen redete“ ::nach dem 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes und ::aus dem Elias von Mendelssohn: ::„Sei stille dem Herrn und warte auf Ihn, der wird Dir geben, was Dein Herz wünscht. Nach Schluss des Gottesdienstes verließ der Festzug in gleicher Ordnung durch den Nordausgang die Kirche. === Glückwünsche === Nach der Rückkehr in das Schloss fand im Wohnzimmer die Beglückwünschung durch zahlreiche Abordnungen statt: 1) Diese wurde eingeleitet mit der durch den Ortsgeistlichen stattfindenden Überreichung der von Seiner Majestät dem Kaiser und König unter Begleitung eines Kabinettschreibens übersandten Ehejubiläums-Medaille. Darauf beglückwünschten das Jubelpaar, das auf ausdrückliche Bitte auf zwei Sesseln Platz genommen hatte, und nur bei den Entgegnungen aufstand: 2) der Provinzialverein des Vaterländischen Frauenvereins, vertreten durch Ihre Excellenz Freifrau von Manteuffel, 3) der Vorstand des Jerusalem-Vereins durch Justizrat Heimbach, Geheimrat Trinius und Kommerzienrat Weber, denen noch Pastor Ulich und Dr. jur. Louis von Schwerin Ho-henbrünzow sich anschlossen. Herr Justizrat Heimbach hielt dabei folgende Ansprache: „Nach dem Wunsch Eurer Excellenzen sollte heute der Jerusalem-Verein nicht fehlen, und wie gern und dankbar sind wir als seine Vertreter gekommen, um seine Segenswünsche bei diesem schönen Familienfeste zum Ausdruck zu bringen. Ja, wir hätten es uns ohne ihn kaum denken können: scheint doch dieses Fest über den Rahmen eines Familienfestes hinausgewachsen, eilen doch die Mitarbeiter aus den verschiedenen Gebieten Ihrer weiten Wirksamkeit, um gerade heute die Mitfeier, die Mitfreude des großen Kreises der Ar-beitsfreunde zu bezeugen – und doch, es bleibt ein Familienfest im schönsten Sinne: wir wenigstens wissen es, dass die Arbeit des Jerusalem-Vereins in diesem Hause Heimatrecht hat, dass sie so recht ein Kind die-ses Hauses ist, und dass Hauseltern und Kinder ihr gemeinsam dieses Recht einräumen! Ja, der Jerusalem-Verein hat es immer als ein kostbares Gut empfunden, dass die Arbeit in ihm und an ihm seinem Vorsitzenden und Wohltäter eine besondere Herzenssache war und dass sie zugleich von der verständnisvollen Teilnahme der Hausgenossen getragen wurde. Und so darf dann der Jerusalem-Verein mit Recht heute hier erscheinen unter den Vielen, die außerhalb des Kreises der engeren Familie an diesem Markstein auf Ihrem Wege Zeugen sind für den Inhalt dieses reichen gemeinsamen Lebens, das sich nicht genügen ließ an den nächstliegenden Aufgaben, sondern helfend, an-regend, fördernd, schaffend die verschiedensten Gebiete des öffentlichen Lebens und der Reichsgottesar-beit in den Kreis seiner Fürsorge zog. Wir sprechen Euern Excellenzen die Segenswünsche der Schar Ihrer Mitarbeiter im Heiligen Lande aus! Sie wissen ohne viel Worte, wie sie von Herzen kommen. Eine große Anzahl der Mitglieder des Jerusalem-Vereins wollte dem Gefühl der dankbaren Liebe und Verehrung an diesem Tage einen besonderen Ausdruck verleihen. Sie wussten, dass eine Jubiläumsgabe für einen von Ihnen zu bestimmenden Zweck auf dem Mis-sionsgebiet Ihnen Freude machen würde: sie bitten herzlich diese Gabe aus meiner Hand freundlich entgegen zu nehmen.“ Damit überreichte der Sprecher einen von Mitgliedern des Vereins gesammelten Geldbetrag von 6.000 Mark zur Verwendung für die Zwecke der Mission im Heiligen Lande. Der Graf von Zieten-Schwerin bestimmte später diese ihn hocherfreuende Ehrengabe zur Beschaffung zweckentsprechender Räume in Bethlehem, in denen die den arabischen Tagesschulen entwachsenden jungen Leute, welche seit einem Jahr in Jünglings- und Jungfrauen-Abteilungen gesammelt wurden, ihre Zusammenkünfte unter Leitung der Helfer und Diakonissen abhalten können. 4) Die Segenswünsche des Evangelischen Kirchlichen Hilfsvereins überbrachte Se. Excellenz General von Ammon 5) Der Verein der Positiven Union war vertreten durch D. Grafen von Hohenthal-Doelken, der – begleitet von Pastor Dietrich – zugleich die Wünsche des Evangelischen Oberkirchenrats überbrachte und folgende Ansprache hielt: Hochverehrter Herr Graf! Gnädigste Frau Gräfin! Sie hatten die Güte, uns drei als Vertreter der landeskirchlichen Vereinigung der Freunde der Positiven Uni-on zur heutigen schönen Feier einzuladen. Durch diese Auszeichnung, die wir hoch zu schätzen wissen, ha-ben Sie uns zu besonderem Dank verpflichtet. Wenn der in diesem Hause herrschende christliche Sinn sich vereinigt mit der Gastfreiheit, die nicht nur die Frohen, sondern auch die Mühseligen und Beladenen auf-nimmt, und mit der vornehmen Herkunft der Gastgeber – bei Ihnen, Herr Graf, noch geschmückt mit bedeu-tungsvollen Erinnerungen aus der vaterländischen Geschichte -, so gibt diese zum Einläuten des Festes ei-nen herrlichen Dreiklang, der diejenigen in hohem Maße beglückt, denen es vergönnt ist, heute vor Ihnen er-scheinen zu dürfen. Ich bitte Sie, Frau Gräfin, diesen Rosenstrauß anzunehmen, zusammengehalten durch ein goldnes Band zum Zeichen, dass Sie jetzt in ein goldenes Zeitalter eintreten. Und Sie, Herr Graf, werden gebeten, diese Adresse anzunehmen, von einem Ihrer ältesten Mitarbeiter auf kirchlichem Gebiet, Geh. Regierungsrat Trini-us, verfasst. In dieser Adresse gehen wir aus von dem Wort der Schrift: „Siehe da, eine Hütte Gottes bei den Menschen“., das man mit voller Berechtigung über das Schloss zu Wustrau schreiben kann. Wir danken Ihnen zunächst für Ihre langjährige, erfolgreiche Arbeit im Dienste unserer Landeskirche, wo Sie die höchste Stelle einnehmen und doch sich stets heruntergehalten haben zu den Niedrigen. Es ist mir eine werte Erinnerung, dass ich Sie zuerst kennen und schätzen gelernt habe als Vorsitzender des Verbandes der Fürsorge für brotlose Arbeiter. Die höchsten Würdenträger unserer kirchlichen Behörden, der Präsident des Evangelischen Ober-Kirchenrates D. Voigts und der geistliche Vizepräsident D. Dryander haben mich beauftragt, Ihnen mündlich ihre Segenswünsche auszusprechen. Es sind wichtige und ernste Obliegenheiten, die, wie Sie wissen, son-derlich in diesen Tagen ihre Arbeitskraft in Anspruch nehmen. Wir danken Ihnen ferner, teurer Herr Graf, für die opferwillige Hingabe, mit der Sie unserer Gruppe der Posi-tiven Union dereinst mit ins Leben gerufen, geleitet und bis zum heutigen Tage durch wertvolle Mitarbeit gefördert haben. Wenn wir uns schließlich gestattet haben, gnädigste Frau Gräfin, auch Ihre hingebende Liebesarbeit in der Mission, im Haus und in der Gemeinde zu berühren, so wissen wir, dass Sie Wert darauf legen, damit in der Stille und im Verborgenen zu bleiben, und wie Sie vor allem es als Ihre pflichtgemäße Aufgabe erkennen, Ih-ren Herrn Gemahl auf seinem ausgedehnten Arbeitsgebiet zu unterstützen und zu ergänzen, hierdurch aber vereint mit ihm eine fruchtbare „Positive Union“ zu bilden. Gott der Herr erhalte in Gnaden Sie Beide noch lange zu einem Segen für viele“. Es beglückwünschten das Jubelpaar ferner: Vertreter des Kreisausschusses des Kreises Ruppin, das Offizierkorps des Infanterieregiments Großherzog, Friedrich Franz II von Meck-lenburg-Schwerin, die Kreissynode Ruppin und der Vorstand des Frauenvereins im Kreise Ruppin. (Letzterer überreichte eine prachtvolle silberne Abendmahlskanne für die Wustrauer Kirche) und die Kreissynode Anklam. Endlich beschloss die Reihe der Abordnungen der von Schwerinsche Familienrat, in dessen Auftrag der Präsident des Deutschen Reichstages Dr. Graf von Schwerin-Löwitz eine Ansprache hielt, die auf die im vorigen Jahr (auf dem Familientag zu Wustrau am 21. Juli 1910) gefeierte 50-jährige Zugehörigkeit des jetzigen goldenen Bräutigams zum Familienrat, dessen Vorsitzender er seit 1896 ist, und auf die bei dieser Gelegenheit vom Grafen von Schwe-rin-Wolfshagen gehaltene Rede Bezug nahm. Letztgenannter nahm auch an dieser Abordnung teil, welcher sich noch das Ehrenmitglied Oberst a. D Graf Leonhard von Schwerin und der Regierungspräsident in Oppeln Friedrich Ernst von Schwerin anschlossen. Für jede Begrüßungsrede dankte zuerst mit kurzem freundlichen Wort, tiefbewegt, aber mit voller Sicherheit die goldene Braut, dann der Jubilar in bewunderungswürdiger Frische und Lebhaftigkeit des Geistes, so ganz in seiner natürlichen, ruhigen Art und aus innerstem Her-zen, indem er jedes Mal auf die Besonderheit der Ansprache mit einer treffenden Bemerkung einging und bei tiefem Ernst doch auch manch frisches humorvolle Wort einflocht! Dabei betonte er, wie bei aller seiner Arbeit und seinem Streben die Gattin 50 Jahre hindurch treu ihm zur Seite gestanden, ihn durch Wort und Tat dazu gestärkt und ihn unterstützt habe. Vornehmlich aber gebühre doch all der freundliche Dank, der ihm und seiner Lebensgefähr-tin so vielseitig jetzt ausgesprochen sei, allein dem treuen Gott, der bis hierher ihnen die Kraft zum Wirken gegeben habe. Im weiteren Bericht folgen eine Unzahl von Glückwünschen, Grußadressen, Telegrammen von kirchlichen und weltlichen Organisationen, Vereinen aller Art, karitativen Institutionen, Zeitungsverlagen, verschiedensten Missionsvereinen usw. usw. Von der Stadt Neuruppin, deren Ehrenbürger der Graf von Zieten-Schwerin seit dem 23. Oktober 1908 ist, gingen insbesondere folgende Adressen ein: Vom Magistrat und den Stadtverordneten, von dem Seminar, von dem evangelischen Männer und Jünglingsverein, von dem Vorstand des Kriegervereins von 1864, 1866 und 1870/71m dessen Ehrenmitglied der Graft seit 1867 ist, und der landwirtschaftliche Genos-senschaft der Stärkefabrik. Die in Neuruppin erscheinende „Märkische Zeitung“, Anzeiger für Stadt und Kreis Ruppin, deren verantwortlicher Schriftleiter Gerhard Nitschke ist, brachte schon am Sonntag, den 25. Juni, zum Eingang ihres Blattes (Nr. 247) einen längeren Artikel „Zur Goldenen Hochzeit des D. Grafen von Zieten-Schwerin auf Wustrau und seiner Gemahlin geb. Freiin von Der-schau. === Festmahl === Um 3 ½ Uhr begann das Festmahl. Es war dazu im Zietensaal die Haupttafel in Hufeisenform gedeckt. An der Quertafel, die im Rücken die Wand nach der Seeveranda hatte, saß in der Mitte das Jubelpaar. Zur Rechten der goldenen Braut saß Se. Excellenz der Oberpräsi-dent der Provinz Pommern, Freiherr Helmuth von Maltzahn-Gültz, mit der ältesten Tochter des Hauses, Baronin Anna von Drachenfels. Neben dem Jubelbräutigam saß Frau Gräfin von Schwerin-Löwitz, die Gemahlin des derzeitigen Präsidenten des Deutschen Reichsta-ges, geführt von dem ältesten Sohn des Hauses Friedrich, Regierungspräsident zu Frankfurt/O. An diese Genannten reihten sich zu beiden Seiten an den Längstafeln die anderen Gäste. Die ganze Tafel war prächtig geschmückt mit den kostbaren silbernen Tafelaufsätzen des Hauses, mit stattlichen Baumkuchen, Torten, Früchten und Naschwerk, mit herrlichen Rosen und anderen Blumen und durchweg geschmackvoll in Bogen gelegten vergoldeten Myrten. Mit gleichem Schmuck war auch die Tafel im anstoßenden Musikzimmer versehen. An beiden Tafeln hatten einige 90 Gäste Platz genommen. Der Küchenzettel enthielt nachstehende Speisenfolge: :::Kraftbrühe :::Weißer und roter Tischwein :::Rehrücken garniert mit jungem Gemüse :::Sekt :::Schleie blau mit gefrorenem Meerrettich :::Junge Hühner, Salat, Kompott :::Gefrorenes :::Chateau Haut Brion :::Käseschüssel :::Nachtisch (Torten, Naschereien) Eine frohe, ungezwungene Stimmung, vollbefriedigt und durchweht vom Geiste des Hauses, beherrschte sichtlich die ganze Tischgesellschaft, die in lebhafter Unterhaltung des harmoni-schen Beisammenseins sich freute. Nach altem Brauch in der Schwerinschen Familie, wie er allzeit auch im Hause Wustrau bei festlichem Anlass geübt wird, brachte der Hausherr den Trinkspruch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus. Diesmal galt er zugleich Ihrer Majestät der Kaiserin. Beide Majestäten und deren Haus rühmte der Jubilar vorbildlich als Ehepaar und Familie. === Tischreden === Bald nachher erhob sich als ältester Freund des Hauses der Oberpräsident Excellenz Freiherr von Maltzahn-Gültz und feierte in längerer von Herzen kommender Rede das liebe und verehrte goldene Jubelpaar. Er erinnerte an die alte, seit den Jugendjahren bestehende Freundschaft mit dem Jubilar, an die reiche Zeit, die das Jubelpaar gemeinsam durchlebte, an das Schwere und Freudige, das sie erfuhren, und hob dann hervor, dass ihr Haus das Bild eines echten, christlichen, deutschen und preußischen Edelmannhauses zeigte, und durch die Treue, die sein eigenstes Wesen bilde, in den weitesten Kreisen sich Liebe und Verehrung erworben habe, so dass am Tag der goldenen Hochzeit man weithin im Lande mit Dank ihrer gedenke. Zum Schluss überbrachte Se. Excellenz, der eben vom Johannitertag in Sonnenberg kam, die dort ihm von Johanniter-Orden aufgetragenen Grüße und herzlichen Dank für das reich-gesegnete Wirken des Jubilars, der als Ehrenkomtur des Johanniter-Ordens und dessen Werkmeister lange Jahre tätig gewesen war. Der Jubilar sprach darauf unter Zugrundelegung der Worte: „O, dass ich tausend Zungen hätte und einen tausendfachen Mund“ tiefbewegt seinen Dank aus, zunächst seinem lieben alten Freund Maltzahn für seine ergreifenden herzlichen Worte, und allen denen, in deren Namen er gesprochen, insbesondere noch allen seinen lieben Kindern und Enkeln, Ver-wandten und Freunden, den anwesenden, wie auch allen denen in der Ferne, die so treu ihm und seiner Gattin verbunden seien, so viel Liebe, Freundschaft und Vertrauen ihnen bewie-sen und nun auch aus Anlass dieses Festes so freundliche Zeichen treuen und liebevollen Gedenkens ihnen gegeben hätten. Er grüßte in seinem Dank alle, „die mit uns in Gemeinschaft der Liebe zu Christus unserem Heiland stehen“. Weitere Tischreden wurden auf ausdrücklichen Wunsch des Jubelpaares nicht gehalten. Dagegen brachte der älteste Sohn des Hauses, Regierungspräsident Friedrich, von den eingelaufenen Telegrammen eine kleine Auswahl von etwa 30 aus allen Kreisen zur Verlesung, da es unmöglich war, die ganze Zahl, die schließlich auf etwa 400 stieg, auch nur nach dem Namen der Absender zur Kenntnis der Festversammlung zu bringen. Das Telegramm Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin lautet: Graf und Gräfin Zieten-Schwerin Wustrau. Empfangen Sie zu der schönen Feier, welche Sie durch Gottes Gnade begehen, meine herzlichsten Glück- und Segenswünsche. Ich gedenke heute gern und dankbaren Herzens des hervorragenden Anteils, welchen Sie während des verflossenen Lebensabschnittes an allen Arbeiten auf kirchlichem und gemeinnützigem Gebiete genommen haben. Ganz besonders möchte ich Ihnen danken für Ihre verdienstvolle Tätigkeit in den unter meinem Protektorat stehenden Vereinen. Möge es Ihnen ferner wohlergehen! Auguste Victoria I. R. Seine königl. Hoheit Prinz Eitel Friedrich von Preußen, Herrenmeister des Johanniter-Ordens: Mit den innigsten Wünschen sind meine Gedanken heute bei Ihnen, hochverehrter Herr Graf, Gott nehme Sie und Ihre Frau Gemahlin auch ferner in Seinen gnädigen Schutz. Eitel Friedrich Prinz von Preußen Glückwünsche des Hofstaates Ihrer Majestät der Kaiserin folgten sowie zahllose von prominenter Seite. Von den überaus zahlreichen Telegrammen aus der Familie des Jubelpaares wurde nur das der fehlenden vier Janower Enkel verlesen, welches lautete: Braunlage/Harz Vier Enkelkinder aus der Ferne Die in Wustrau auch wären gerne Erbitten von Gott noch viel glückliche Jahr Für das geliebte, goldene Großelternpaar! Joachim, Wolf-Dietrich, Erika, Albert Weitere Telegramme von etwa 100 Schwerinen, alle aufs herzlichste abgefasst. Verwandte aus der Familie der Jubelbraut waren bei dem Fest in Wustrau nur zwei anwesend: Baronesse Marie von der Ropp aus Mitau und Gräfin Sophie von Schwerin geb. Freiin von Medem. Aber zahlreiche Grüße und Glückwünsche der verwandten Familien Derschau, Drachenfels, Koskull, Ropp, Vietinghoff u. a. trafen, namentlich aus Kurland, ein. In Mitau hatte sich eine größere Schar zusammengefunden, die folgendes Telegramm sandte: Von der Ostsee Strand zum märkischen Sand Tönt hell und klar, treu und wahr Ein vielfach Hoch dem Jubelpaar! Tante Lolling und Artur Brincken, Tante Berta, Marie und Lisa Vietinghoff, Berta und Leo Hahn, Carring und Adolf Rönne, Marie Hahn, Anning Koskull und Töchter, Alexander Vietinghoff und Familie, Gretchen Heinrichsen und Mann, Medem’s, Rumbenhoff Raden’s Maihof, Julie Vietinghoff, Lucie Vietinghoff, Otto und Toni Vietinghoff, Walter Koskull Wie mannigfaltig und weithin sich die Beziehungen des Jubelpaares erstreckten, und wie dieses es verstanden hat, durch seine persönlichen Eigenschaften, seine liebevolle Teilnahme, sein werktätiges Handeln und sein vielseitiges, unermüdliches und reichgesegnetes Wirken in hohem Maße Anerkennung, Dankbarkeit und Verehrung sich zu erwerben, davon geben auch die schon erwähnten Telegramme und die außerdem eingetroffenen über 200 Briefe ein beredtes Zeugnis. Insbesondere sind dabei hervorzuheben die zahlreichen Be-kundungen der verschiedensten Behörden, Vereine und Vereinigungen, die telegrafisch und brieflich ihre Glück und Segenswünsche darbrachten und die alle zusammengestellt worden sind. Außerordentlich rege war die Beteilung des Kreises Ruppin, von dessen am persönlichen Erscheinen behinderten Landrat Bernus und seiner Frau ein freundliches Glückwunschtelegramm einlief, sowie insbesondere die Stadt Neuruppin an dem Jubelfeste ergibt sich schon vielfach aus dem vorstehenden Bericht. Außerdem trafen noch in großer Zahl Glückwünsche einzelner Einwohner aller Stände ein, die das nahe und durch Jahrzehnte hindurch gefestig-te und nie getrübte Verhältnis der Stadt zu dem hochverehrten Jubelpaar in schönster Weise zum Ausdruck bringen. Zum Schluss dieses Abschnittes möge hier noch der Wortlaut des Telegramms stehen, welches die durch ihre weltbekannten Bilderbogen berühmte Verlagsbuchhandlung von Gustav Kühn sandte: Es wünscht heut Glück ganz Land Ruppin Da darf nicht fehlen Gustav Kühn. Viel Gutes von Verlag und Leitung Der alten treuen Märkschen Zeitung. Und beiden schließt sich wärmstens an Frau Meusel und ihr Ehemann. Nach dieser Unterbrechung kehren wir zur Fortsetzung der Festbeschreibung zurück: Nach aufgehobener Tafel verteilte sich die große Gesellschaft in die verschiedenen Wohnräume, in denen überall sich kleinere Kreise bildeten, die bei Kaffee, Zigarre und sonstigen Erfrischungen lebhaften Austausch pflegten, alle erfüllt von hoher Befriedigung über das gefeierte Fest, voll Dankbarkeit für dessen schönen und würdigen Verlauf, und gegen das hochverehrte Jubelpaar, das in rüstiger Frische freudiger und gehobner Stimmung und in bekannter gütiger Gastfreundschaft für alle freundliche Worte hatte. Um 6 ¼ Uhr erfolgte in Wagen und Autos die Abreise der Gäste, die nicht noch zur Nacht blieben. === Abendandacht === Um neun Uhr fand dieser herrliche Festtag seinen Abschluss mit einer Abendandacht, die der Generalsuperintendent D. Lohoff aus Altenburg, früher Pastor in Iven und seit der Zeit ein treuer alter Freund des Hauses, im Musikzimmer hielt. Er sprach über 4. Moses 6, v. 24 – 26: „Der Herr segne Dich und behüte Dich, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig, der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir Frieden!“ „Der Herr segne Dich“. Jetzt am Abend dieses hohen Jubeltages gebrauchen wir dieses Wort als Austausch unserer Empfindungen, die Feiernden und die Gefeierten zum gegenseitigen Gruß. Wir schauen auf das verehrte Jubelpaar, das diesen hohen Tag ohne jeden Misston in ungetrübter Freude begehen durfte: wir, die Kinder, die Enkelkinder, die Verwandten, die Freunde, die Mitarbeiter, dazu die vielen zu denen ich gedenkend bekenne, die diesen beiden etwas zu danken haben, diese alle blicken auf Euch mit innigem Wunsch, dass der Herr an Euch noch lange die Verheißung erfüllen möge: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“, blicken liebend zu Euch und sprechen: „Der Herr Segne Dich!“ „Der Herr segne Dich“. Darin fasst das würdige Ehepaar heute Abend alles, seine Lieben und Sorgen, zusammen, damit wollen die Eltern und Großeltern die vielen Ihrigen auch in Zukunft begleiten, bei ihnen stehen in der Freude, ihrem Schmerz, ihren Gefahren: Gott sei dank, dass wir nicht hinzuzusetzen brauchen: in ihren Verirrun-gen. Willig stellen sie sich, Kinder und Kindeskinder, unter die fürbittenden Hände und lassen sich mit Kirche und Vaterland, Kaiser und Reich täglich grüßen: „Der Herr segne Dich und behüte Dich!“ Es wäre ja vermessen zu erwarten, dass unser feierndes Paar fortan vor allem Schweren behütet -bliebe. Auch für den Christen gibt es mancherlei Nacht: aber immer nur Sommernacht, es wird nie ganz dunkel. „Der Herr behüte Dich“ sagen wir, dass sie allezeit rühmen dürfen: „So ich im Finstern wandle, ist doch der Herr mein Licht“. Aber nicht bloß Sommernacht, auch Sommertag ist dem Christen beschieden, Hochsommertag: Jesus, die Sonne, ist am Himmel seines Lebens, hoch und klar, weiß ihn zufinden und weiß ihn zu wärmen: „Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über Dir und sei Dir gnädig.“ Zwar die Jahre vergehen, die Kräfte schwinden, aber: Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe leuchtend auch im Alter! „Der Herr erhebe sein Angesicht über Dir und gebe Dir Frieden“. Heute, wo wir für alles danken, was der Herr durch unsere teuren Jubilare ausgerichtet hat, dürfen wir nicht vergessen, dass auch uns gesagt ist: „Ich habe Euch gesagt, dass Ihr Frucht bringen und Eure Frucht bleibe“. Lasst es wirken solange es Tag ist. Vielleicht werden auch wir einmal auf ein langes Leben aus hohem Alter zurückschauen, dann würden wir doch nicht umsonst gelebt haben, ein nutzloses Leben! (im Rückblick auf ein langes Leben fällt dem Christen auch die Sünde und Schuld der Vergangenheit oft schwer auf die Seele. Aber lange und gereifte Erfahrung lässt auch immer deutlicher die Gnade Gottes erkennen.) Ach, da heißt es beizeiten, uns Dem in die Arme werfen, der er-setzen kann, was wir versäumen, damit wir dennoch dereinst am Abend unseres Lebens sprechen können: „Dei-ne Gnad und Christi Blut machen allen Schaden gut“. Darum: Christe, Du Lamm Gottes Der Du trägst die Sünde der Welt Gib uns Deinen Frieden! Amen. Ja, der Herr segne Dich und Dein Haus, Du liebes Jubelpaar und behüte Dich auf fernerhin, noch lange zum Segen für so viele“. Das war auch der Segenswunsch, den die noch zahlreich versammelte Festgesellschaft auf dem Herzen trug. So trennte sie sich tief bewegt und freudig und dankbar ergriffen von all den köstlichen Eindrücken dieses unvergesslich schönen, harmonischen Festes, das ein lebendiger Ausdruck war des für dieses Haus so bedeutungsvollen Psalmwortes: :::::::::::„Ich will den Herren loben allezeit, :::::::::::Sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein!“ == Weitere an die goldene Hochzeit anschließende Feste== === Goldene Hochzeit des Ehepaares Miessner === Am Freitag, den 30. Juni, feierte das alte Ehepaar Miessner im Dorf Wustrau ebenfalls seine goldene Hochzeit. Die Gutsherrschaft trug dafür Sorge, dass auch diese würdig und festlich begangen werden konnte. Der Patron und seine Gemahlin nahmen auch an der kirchlichen Feier teil, und hatten das Festmahl herrichten lassen, an dem etwa 75 Personen teilnahmen. Die Tafel war reich geschmückt und mit den vergoldeten Myrten vom Fest im Schlosse belegt. Zu diesem Mahl kam auch die Gräfin. === Die Jubelfeier des Einzuges in Wustrau === Am 4. Juli 1911, Dienstag, als an dem Tage, an welchem vor 50 Jahren der Einzug des gräflichen Paares in Wustrau stattgefunden hatte, waren die sämtlichen Bewohner der Dorfschaften Wustrau und Alt-Friesack zu einem Feste nach dem Wustrauer Schlosse geladen. Von dem Tage ihres Einzuges an haben sich der Graf von Zieten-Schwerin und seine Gemahlin dem Wohle der Gemeinde mit liebevollem Verständnis, tätiger Fürsorge und zäher Beharrlichkeit gewidmet und haben es - in ihrem aufrichtigen Bestreben von Gott gesegnet – in dem halben Jahrhundert ihres unermüdlichen Wirkens auch erreicht, dass in Wustrau jetzt in einer Weise für die leiblichen, geistigen und geistlichen Bedürfnissen der Bewohner gesorgt wird, wie es in solchem Umfange wohl nur selten auf dem Land geschieht, und auch hier nur unter besonders günstigen Verhältnissen zu ermöglichen war. Übrigens kommen alle die mannigfaltigen von der Gutsherrschaft getroffenen Einrichtungen, wie sie jetzt bestehen und sich erfreulich weiter entwickeln, nicht nur der Gutsgemeinde, sondern dem Insassen des ganzen Dorfes zu gute. Aus solchem Bemühen und Schaffen und der diesem entgegengebrachten dankbaren Anerkennung ist zwischen der Gutsherrschaft, der Gemeinde und dem Dorf ein so inniges Verhältnis, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und gegenseitiger Teilnahme erwachsen, wie es bei dem Fußzuge des goldenen Hochzeitstages so deutlich in die Erscheinung trat. Gleiches bekundeten auch die vielfachen Gaben und Aufmerksamkeiten, welche dem Jubelpaar bei dieser Gelegenheit dargebracht wurden. Andererseits hatte aber auch das gräfliche Paar die gleiche Gesinnung bestätigt durch gaben sinnig gewählter Andenken für viele Nähergestellte, insbesondere auch dadurch, dass jede Familie des Gutsbezirks ein großes schönes farbiges Wandbild – entweder nach Steinhausers "Kommet her zu mir alle" oder nach ..... "Lasset die Kindlein zu mir kommen" – unter Glas und Rahmen und mit persönlicher Widmung versehen, zur Erinnerung an den goldenen Festtag erhielt. Aber darüber hinaus hatte doch das Jubelpaar noch den Wunsch, der gesamten Einwohnerschaft der beiden genannten Orte ein eigenes Fest zu bereiten. Dazu waren im Schlosspark an den Gebüschen entlang Tafeln für über neunhundert Personen gedeckt. In der Mitte war ein freier Platz gelassen, auf dem von 3 bis 6 Uhr nachmittags die Musik spielte, während eine Bewirtung mit Kaffee und Kuchen stattfand. Um 7 ½ Uhr verteilte sich die Gesellschaft in fünf Sälen, in denen das Abendessen gereicht wurde, zu dem überall die gräflichen Herrschaften erschienen und bei dem diese mit freundlichen Reden begrüßt und gefeiert wurden, worauf der Graf dankend antwortete und auch die Gräfin mit kurzem Wort ihren Dank für die zur goldenen Hochzeit dargebrachten Gaben und erwiesene Aufmerksamkeiten aussprach. Nach dem Abendessen begann der Tanz, während dessen gegen Mitternacht nochmals Kaffee und Kuchen gereicht wurde. Erst nach zwei Uhr morgens endete das fröhlich verlaufene Fest. === Das Fest für den Frauen-Nähverein und Jungfrauen-Verein === Am Donnerstag, den 6. Juli hatte dann die Gräfin den Frauen-Nähverein und den Jungfrauen-Verein, dessen Mitglieder zwar auch schon an der Festlichkeit am 4. Juli teilgenommen hatten, nochmals zu sich in das Schloss geladen. Im Zieten-Saal wurde sie mit Kaffee, Kuchen und Gefrorenem bewirtet, woran sich eine Dampferfahrt auf dem See bis Alt-Ruppin anschloss. An dieser nahmen etwas 230 Personen teil, darunter auch die 10 Melkfrauen, die so selten an solchen Festen teilzunehmen sonst Zeit und Gelegenheit haben. Die beiden letztbeschriebenen Feste verliefen bei schönem Wetter fröhlich und harmonisch, und haben sicher dazu beigetragen, das schöne Verhältnis, in welchem seit 50 Jahre das goldene Jubelpaar mit der Wustrauer Dorfschaft und Gemeinde verbunden ist, noch fester zu knüpfen!
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